Logistikmarkt im Aufwind:Auf der Sonnenseite

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Die gute Konjunktur sorgt für volle Auftragsbücher bei den Logistik-Unternehmen. Bei Wissenschaft und Bildung bekommt die Branche nun sogar einen höheren Stellenwert: Die Unis planen neue Diplom-Studiengänge.

Christian Buck

Die Logistik hat glänzende Zukunftsaussichten: Das stabile Wachstum der Weltwirtschaft, die zunehmende Globalisierung und neu entstehende Märkte in aufstrebenden Ländern sorgen für gute Stimmung in den Unternehmen.

"Die Branche hat sehr gute Perspektiven und steht auf der Sonnenseite der Wirtschaft", sagt Frank Straube von der TU Berlin, der auch stellvertretender Vorsitzender der Bundesvereinigung Logistik (BVL) ist.

"Der deutschen Logistik geht es gut, die Zeichen stehen auf Wachstum", bestätigt Michael ten Hompel vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML) in Dortmund. "Sie ist weltweit exzellent aufgestellt."

Logistik stabilisiert Arbeitsmarkt

In Deutschland arbeiten etwa 2,6 Millionen Menschen in der Logistik. "Das stabilisiert den Arbeitsmarkt, weil die Arbeitsplätze ortsgebunden sind und nicht etwa nach Indien verlagert werden können", sagt Peter Klaus von der Universität Erlangen-Nürnberg, der seit über zehn Jahren die Eckdaten des Logistikmarks ermittelt.

Seine neuesten Zahlen belegen das starke Wachstum der Branche: Die Gesamtaufwendungen für Logistik in Deutschland beliefen sich 2006 auf 189 Milliarden Euro - davon entfielen circa 45 Prozent auf den Transport und circa 47 Prozent auf die Lagerung von Waren inklusive der Beständekosten.

Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Plus von acht Prozent. Grund für die deutliche Steigerung war einerseits die gute Konjunktur, aber auch gestiegene Kosten spielten eine Rolle: die Lkw-Maut, steigende Kraftstoffpreise und die Knappheit an Lastwagenfahrern. Für 2007 und 2008 erwarten die Experten ein ähnliches starkes Wachstum wie im vergangenen Jahr.

Profiteur von der guten Weltkonjunktur

Dabei profitiert die Branche auch überproportional von der guten Weltkonjunktur: "Ein Prozent Wachstum der Weltwirtschaft bringt drei Prozent Wachstum für die Logistik", rechnet Straube vor.

Auch die wachsende Weltbevölkerung schaffe zusätzlichen Bedarf. "Nach einer Prognose der Weltbank gibt es 2050 etwa 9,3 Milliarden Menschen mit 100 Prozent mehr Kaufkraft. Daraus erwächst ein riesiger Logistikmarkt." Und schließlich würden Produkte zunehmend arbeitsteilig hergestellt - bei Computern etwa werden rund 95 Prozent der Komponenten zugeliefert. "Das geht nur mit Hilfe einer gut funktionierenden Logistik", sagt Straube.

Im internationalen Wettbewerb muss sich die deutsche Logistikbranche keineswegs verstecken - im Gegenteil: "Sie ist gleichauf mit den Besten der Welt", sagt Klaus.

Deutsche Post weltweit vorne

Das belegen auch seine aktuellen Zahlen: Mit einem Logistikumsatz von fast 40 Milliarden Euro im Jahr 2006 war die Deutsche Post der größte Logistik-Dienstleister der Welt, gefolgt von den US-Unternehmen UPS (35 Milliarden) und Federal Express (32 Milliarden).

Unter den globalen Top Ten rangierte die Deutsche Bahn im vergangenen Jahr mit einem Logistik-Umsatz von 17 Milliarden Euro immerhin auf dem fünften Platz.

In einzelnen Segmenten sieht es noch besser aus: "Im Bereich Systemdienstleistung kommen die globalen Top Drei aus Deutschland", sagt Straube. Darunter versteht er die Kontraktlogistik (wo auch Mehrwertdienste wie Planung und Steuerung erbracht werden) plus Stückgutnetze, im Gegensatz zu den Kurier-, Express- und Paketdienstleistungen (KEP). Sein Fazit: "Die Deutsche Logistik ist ein Exportschlager."

Fachkräftemangel

Eine Branche ohne Sorgen? Nicht ganz. Den Unternehmen fehlen gut ausgebildete Fachkräfte, viele Stellen können darum nicht besetzt werden. Und rund 40 Prozent der Beschäftigten sind heute Quereinsteiger - auch weil es noch zu wenige entsprechende Ausbildungsgänge gibt. "Es gibt in Deutschland nur 16 Lehrstühle, die sich mit den technischen Aspekten der Logistik befassen", rechnet ten Hompel vor.

"Das ist ein Missverhältnis zur Informatik, und darum muss die Logistik einen höheren Stellenwert bekommen." Aus diesem Grund wird die "Technology Academy" der Fraunhofer-Gesellschaft in Zusammenarbeit mit den Universitäten Dortmund und St. Gallen von Mitte 2008 an einen neuen Diplom-Studiengang anbieten.

Eine gründliche akademische Ausbildung ist auch deshalb nötig, weil das Innovationstempo in der Logistik besonders hoch ist.

Güter direkt mit Informationen verknüpft

Ein aktueller Trend ist beispielsweise das "Internet der Dinge". Dabei werden Güter direkt mit Informationen verknüpft - etwa durch RFID-Chips (Radio Frequency Identification) zur drahtlosen Identifikation der Waren.

Bei ihrem Transport werden dann die Prinzipien des Internet auf Warenströme übertragen. Das Internet der Dinge ist ein Schwerpunkt der Fraunhofer-Gesellschaft: Neben der Entwicklung von RFID-Chips laufen zum Beispiel auch Projekte zur Datensicherheit. Auch der Umweltschutz wird imer wichtiger.

© SZ vom 17.10.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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