Lizenz zum Gelddrucken:Er hat die WM-Tickets

Lesezeit: 3 min

Klaus Schulenberg hat mit der Firma CTS Eventim 3,2 Millionen Karten für die Weltmeisterschaft verkauft. Nun verdient er auch noch am Umtausch.

Kristina Läsker

Zehn zu eins. So groß ist zehn Tage vor Beginn der Fußballweltmeisterschaft die Chance, auf der Internetseite www.fifaworldcup.com eines der zurückgegebenen Tickets zu ergattern.

Das sagt Klaus Schulenberg, und der muss es wissen. Schulenberg ist Chef des Tickethändlers und Konzertveranstalters CTS Eventim. Seine Firma hat im Auftrag des Fußballweltverbands Fifa etwa 3,2 Millionen WM-Tickets verkauft - und daran kräftig verdient.

Die heiß begehrten Karten haben CTS Erlöse von 30 Millionen Euro beschert, zehn Millionen bis Ende 2005 und zwanzig Millionen in diesem Jahr. "Die Umsätze werden sogar noch steigen", sagt Schulenberg.

Die Umständlichkeit bringt Geschäft

Denn das Geschäft mit Umtausch und Rückgabe ungewollter Karten brummt. Bei 100.000 Tickets ist bisher der Besitzer umgeschrieben worden. Das ist nötig, weil die Karten aus Sicherheitsgründen personalisiert sind.

Schulenberg profitiert von diesen umständlichen Vorschriften: Der Namenswechsel kostet zehn Euro pro Ticket, das brachte bisher eine Million Zusatzerlöse.

Außerdem sind 25.000 Eintrittskarten zurückgegeben und wiederverkauft worden, sagt der Firmenchef. Auch hier kassiert seine Firma eine Gebühr von 15 Prozent auf den Kartenpreis vom nächsten Käufer.

Das ähnelt einer Lizenz zum Gelddrucken, täglich kommen mehrere hundert Tickets zurück. "Auf gut zwei Millionen Euro" beziffert Schulenberg den Erlös der Tauscherei - und er betont, wie sehr sich die WM für CTS gelohnt hat. "Wir sind unheimlich bekannt geworden." Und das, ohne sich den Ärger über ausverkaufte Stadien einzuhandeln. Enttäuschte Fans richten ihre Wut gegen die Fifa - und nicht deren Dienstleister.

Bisher sei beim Ticketverkauf alles gut gegangen, behauptet Schulenberg. "Es sind keine Fälschungen aufgetreten." Auch beim Versenden der Karten laufe alles glatt. Wenn das stimmt, dürfte das Aufatmen groß sein - denn den Veranstaltern ist noch lebhaft das Fiasko vergangener Weltmeisterschaften in der Erinnerung. Etwa bei der WM 2002 in Japan und Südkorea. Da fehlten zehn Tage vor der Eröffnung eine halbe Million Karten, Fans bekamen falsche Tickets für falsche Spiele, Fehler auf der Internetseite ließen Suchende verzweifeln.

Für CTS dürfte ein gelungener Verkauf der WM-Tickets eine Visitenkarte für künftige Sportereignisse sein: Als Marktführer verkauft die Firma schon die Karten von zwei Drittel aller Bundesliga-Vereine; gerne hätte Schulenberg mehr Clubs im Sortiment, um dann das Standbein Sport-Tickets auszubauen.

Im Geschäft ist Schulenberg seit seiner Bremer Schulzeit. Es war die Zeit der Beatles, und Schulenberg spielte Hammond-Orgel in einer Band. "Wir waren nicht gut, aber ich habe uns viele Auftritte besorgt." Sein Organisationstalent machte er zum Geschäft.

Mit 19 Jahren managte er den Schnulzensänger Bernd Clüver, dazu musste sich der damals Minderjährige noch die Unterschrift des Vaters einholen. Mit 25 Jahren gründete er eine Konzertagentur. 1977 holte er die Rolling Stones nach Deutschland und weil "das alles so gut lief", brach er sein Jurastudium in Hamburg ab. 1996 schließlich kaufte er die defizitäre CTS, zu einem "ziemlich hohen Preis".

Mit mehr als 85.000 Veranstaltungen pro Jahr und gut 35 Millionen verkauften Tickets in Europa dominiert die Firma den Markt und Schulenberg ist längst Deutschlands heimlicher Kartenkönig.

Zurückhaltender Geschäftsmann

Zu CTS Eventim gehören Konzertveranstalter wie Marek Lieberberg oder Peter Rieger, in die sich Schulenberg seit dem Börsengang der Firma im Jahr 2000 nach und nach einkaufte, bis er jeweils die Mehrheit hielt.

Das garantiert ihm ausverkaufte Konzerte, weil seine Agenturen die großen Stars wie Madonna oder Robbie Williams ins Land holen. Selten verhandelt der Hanseat selbst mit Sängern und deren Managern. Am vergangenen Wochenende aber traf er sich mit Bon Jovi bei dessen Konzert in München.

Der 54-Jährige gibt sich lieber als zurückhaltender hanseatischer Geschäftsmann. In der Gala oder der Bunten ist er nicht zu entdecken, ebenso verweigert er Fotos mit Stars oder Sternchen, obwohl er an ihnen so viel Geld verdient. "Freiwillig gehe ich nur in klassische Konzerte", sagt er. Trotzdem hat der Manager aus beruflichen Gründen im vergangenen Jahr "etwa 20 Konzerte", besucht, wie etwa das der Rockgruppe U2.

Bis vor kurzem gehörten Schulenberg zwei Drittel der Firma, doch in diesem Frühjahr nahm der Druck von angelsächsischen Investoren zu. Sie verlangten mehr Aktien im Streubesitz, und Schulenberg beugte sich. Inzwischen hält er nur noch 51 Prozent der im SDax notierten Firma. Obwohl CTS mit starkem Wachstum glänzt, ist der Aktienkurs zuletzt abgesackt.

Seit dem Spitzenwert von 28 Euro im April sank er auf zuletzt 23,50 Euro. Schulenberg sei Opfer der eigenen Leistung, meinen Analysten. In einer Phase des Marktabschwungs realisiere so manch Investor nun seinen Gewinn. Schulenberg kann aber in den nächsten Tagen keine Investoren beruhigen, denn er muss zur WM, bei "mindestens acht Spielen" ist er dabei. Zur Imagepflege.

© SZ vom 31.05.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: