Lieferengpass kurz vor Verkaufsstart:Apple gehen die iPhone-Bildschirme aus

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Am 29. Juni will Apple das iPhone auf den Markt bringen - wenn alles gut geht. Die Erwartungen von Investoren und Fans steigen immer höher, doch auf einmal heißt es, es gebe Lieferschwierigkeiten für die Bildschirme.

Die Erwartungen sind bei jeder Markteinführung von Apple sehr hoch, und bei dieser besonders: Der Computerhersteller, bekannt für wegweisende Technologien und Geräte mit Kultstatus, will zum ersten Mal ein Handy auf den Markt bringen, das iPhone. In wenigen Tagen, am 29. Juni, ist in den USA offizieller Verkaufsstart. Und nun das.

Einer der beiden Zulieferer für die iPhone-Bildschirme hat offensichtlich Lieferschwierigkeiten. Der namhafte japanische Elektronikkonzern Sharp kann offenbar nur verzögert ausliefern, wie das Handelsblatt unter Berufung auf informierte Kreise berichtet.

Die Herstellung des iPhone-Bildschirms sei offenbar komplizierter als erwartet, schreibt das Blatt. Probleme bereite die mechanische Verbindung des Bildschirms mit der schützenden Glasoberfläche. Die iPhone-Bildschirme zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie auch Bewegungen mehrerer Finger erkennen können und so ganz neue Möglichkeiten zur Steuerung geben.

Falls der Verkaufsstart in drei Tagen nicht ganz reibungslos verläuft, könnte das für Apple fatale Folgen haben. Seit Apple-Chef Steve Jobs bei der MacWorld-Konferenz in San Francisco den Eintritt seines Unternehmens in die Welt der Mobiltelefoniehersteller erklärte, machten die Apple-Aktien einen Sprung.

Seit der Erfindung des Fernsprechgeräts

Tatsächlich sei das iPhone das am meisten erwartete Telefon seit der Erfindung des Fernsprechgeräts, verkündet Michael Gartenberg vom Marktforschungsinstitut JupiterResearch.

Inzwischen seien die Erwartungen der Investoren so hoch, dass nur 100.000 verkaufte Geräte in den ersten zwei Tagen dem Aktienkurs einen gehörigen Dämpfer versetzen würden, heißt es unter Analysten. Das angepeilte Pensum de Herstellers sind bis zu 200.000 Telefone am ersten Wochenende und drei Millionen bis Jahresende. Das iPhone soll in den USA zum Preis von 500 bis 600 Dollar in die Läden kommen.

Bereits im Vorfeld hat Apple versucht, eventuellen Geburtsfehlern seines ersten Mobiltelefons vorzubeugen. Nach Tests mit Verbrauchern kündigte der Hersteller an, die Akkus zu verbessern und so längeres Telefonieren zu ermöglichen.

Auch sollten die berührungsempfindlichen Bildschirme, wie man sie von Geld-Automaten her kennt, hochwertige ausfallen. Statt Plastik soll nun Qualitätsglas die Touchscreen-Oberflächen des internetfähigen Geräts verarbeitet werden.

Glas statt Plastik

Gerade mit diesen berührungsempfindlichen Bildschirmen scheint nun offenbar der japanische Zulieferer Sharp Probleme zu haben. Darüber wird sich der deutsche Hersteller Balda vermutlich freuen: Apples zweiter Bildschirmzulieferer bekam dem Handelsblatt zufolge eine deutlich höhere Order für neue iPhone-Bildschirme. Balda werde deshalb kurzfristig über den Bau eines zweiten Werkes für Berührungsbildschirme entscheiden, hieß es.

Alle drei Unternehmen lehnten auf Anfrage der Zeitung eine Aussage zu eventuellen Kundenbeziehungen oder Lieferengpässen ab. Zwar hatte Balda im Januar den Abschluss eines Liefervertrags mit Apple bekannt gegeben, aber nie genauer gesagt, um welche Produkte genau es sich dabei handelt.

Ein Balda-Sprecher erklärte lediglich, dass das Unternehmen tatsächlich eine Erweiterung des Werkes im chinesischen Xiamen erwäge. Die Entscheidung sei aber noch nicht gefallen. Am dortigen Bildschirm-Hersteller TPK ist Balda mit knapp 50 Prozent beteiligt. "Wir wollen in diesem Bereich generell stark wachsen", sagte der Sprecher dem Handelsblatt. Die Kapazität des ersten Werks sei vermutlich "im zweiten Quartal 2008" ausgereizt, hatte Balda früher erklärt.

Wirbel auf dem Handy-Markt

Ob die Geräte Ende Juni in ausreichender Zahl und tadelloser Qualität in den Regalen liegen oder nicht - das Produkt aus dem Hause Apple hat den Markt der Mobiltelefone bereits jetzt gehörig aufgewirbelt. So gut wie alle großen Hersteller brachten neue Modelle auf den Markt, vorzugsweise mit Touchscreen-Bildschirmen.

Während LG ein Gerät in Zusammenarbeit mit der Nobelmarke Prada vorgestellt hat, verbündete sich Apples Erzrivale Microsoft mit dem taiwanesischen Auftragsfertiger HTC und entwickelte in Windeseile das Mobiltelefon "HTC Touch", das dem iPhone stark ähnelt.

Rund ein halbes Jahr vor Verkaufsstart des iPhone preschte Steve Jobs im Januar vor, um das neueste Produkt aus seinem Hause vorzustellen. Es sieht so aus, als ob sich genau das jetzt rächen würde.

© sueddeutsche.de/dpa/AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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