Lidl:Tatort Supermarkt

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Verdi mobilisiert gegen den Lebensmittel-Discounter Lidl, Krimi-Autor Felix Huby macht mit.

Jonas Viering

Berühmt geworden ist Felix Huby mit seinen Schwaben-Krimis, den Tatort-Filmen mit Kommissar Bienzle.

In der Zeitung "Schwarzmarkt" weist die Gewerkschaft Verdi auf die aus ihrer Sicht schlechten Arbeitsbedingungen bei Lidl hin. (Foto: Foto: dpa)

Jetzt macht der in Berlin lebende Autor auch im wirklichen Leben gleichsam Jagd auf Übeltäter. "Menschenverachtend" sei es, wie die Supermarktkette Lidl in dem baden-württembergischen Städtchen Calw gegen seine Beschäftigten vorgehe, erklärte Huby.

Froh über den prominenten Unterstützer verbreitet Verdi diese Botschaft; Huby gehört selbst der Gewerkschaft an. Am Samstag wird Verdi-Vize Margret Mönig-Raane persönlich nach Calw kommen - denn es geht um viel mehr als um diesen einen Supermarkt. Es geht, so sieht Verdi das, um Grundrechte im Betrieb.

Der Lidl-Markt in Calw soll geschlossen werden. Verdi erhebt schwere Vorwürfe gegen den Arbeitgeber. Der Betrieb habe Zuwächse bei Umsatz und Kunden - aber er sei eines der ganz wenigen Geschäfte der Kette, das einen Betriebsrat erstritten hat, und obendrein wurde hier im Juli einen Tag gestreikt.

"Belegschaft soll abgestraft werden"

"Lidl will offenbar den Betriebsrat loswerden und die Belegschaft abstrafen", sagt Mönig-Raane. Und dies sei kein Einzelfall. "Wir kennen diese Methode auch von anderen Standorten, bei Lidl und bei anderen Discountern."

Ein Geschäft im bayerischen Forchheim, gleichfalls mit Betriebsrat, solle aus Lidl ausgegliedert und zum Schnäppchenmarkt umgewidmet werden. Und anderswo soll es im Zusammenhang mit der Gründung von Betriebsräten zu Kündigungen gekommen sein, etwa in München.

Lidl widerspricht

Lidl widerspricht energisch. Die Verkaufsfläche in Calw sei einfach zu gering, nur deshalb werde das Geschäft geschlossen. "Wir bemühen uns seit fünf Jahren um ein Baurecht im Gewerbegebiet", sagt eine Sprecherin, die Stadt lehne dies aber ab. Das bestätigt der Oberbürgermeister Manfred Dunst. Allerdings sei die Stadt durchaus aktuell mit Lidl im Gespräch über einen anderen möglichen neuen Standort.

Lidl wiederum kontert, der sei beispielsweise von den Parkmöglichkeiten her nicht geeignet. "Jedes Jahr werden 50 bis 70 alte Filialen geschlossen, wenn die optimalen Voraussetzungen in der Filiale nicht mehr gegeben sind", erklärt der Konzern: "Der Vorgang ist absolut nicht ungewöhnlich".

"Fluktuation geringer als im Branchendurchschnitt"

Auch bei den anderen Fällen stimme die Darstellung von Verdi nicht. Im Übrigen sei die Fluktuation unter den Lidl-Beschäftigten geringer als im Branchenschnitt, so übel könnten also die Arbeitsbedingungen wohl nicht sein.

Betriebs-Paten wie Huby will Verdi bundesweit bei Discountern einsetzen. Bezeichnenderweise stammt die neue Kampagnenstrategie der Gewerkschaft aus den wenig gewerkschaftsfreundlichen USA. Es geht um Mitgliedergewinnung und um neue Betriebsräte. Und zwar dort, wo die Gewerkschaft sonst schwach ist.

© SZ vom 05.08.05 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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