Lidl:Die Entdeckung der Fairness

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Die soziale Ader schien bislang nicht zu den Topprioritäten bei Lidl zu zählen. Doch nun macht sich der als Arbeitgeber umstrittene Discounter für den fairen Handel mit der dritten Welt stark.

Ab Montag, den 12. Juni, liste der Discounter in seinen knapp 2.700 deutschen Filialen erstmals ein komplettes Fairtrade-Sortiment, teilte Lidl am Freitag mit.

Fairglobe-Saft. (Foto: Foto: Lidl)

Unter der Eigenmarke "Fairglobe" biete der Einzelhändler seinen Kunden fair gehandelte Produkte wie Bioröst- und Instantkaffee, Orangensaft, Schokolade, Biobananen sowie Biohonig an.

"Mit der Einführung von 'Fairglobe' möchten wir aktiv den Markt fair gehandelter Qualitätsprodukte aus Ländern der Dritten Welt unterstützen", erklärte Unternehmenssprecher Thomas Oberle.

Zusammenarbeit mit Transfair

Beim Verkauf der fair gehandelten Produkte arbeite Lidl eng mit Transfair - Verein zur Förderung des Fairen Handels mit der Dritten Welt e. V. zusammen, hieß es weiter. Die "Fairglobe"-Produkte seien am Transfair-Siegel zu erkennen.

Die Fairtrade-Standards werden eingehalten, wenn der Hersteller einen garantierten Mindestpreis erzielt, illegale Kinderarbeit ebenso wie menschenunwürdige Arbeitsbedingungen ausgeschlossen sind, sowie ein nachhaltiges und umweltschonendes Wirtschaften sichergestellt ist.

Die Transfair-lizenzierten Firmen verpflichten sich vertraglich zur Offenlegung aller relevanten Einkaufs- und Verkaufsdaten.

Konflikt mit Verdi

In Bezug auf die Einhaltung von Arbeitnehmerrechten in Deutschland geriet Lidl in der jüngeren Vergangenheit allerdings immer wieder in die Diskussion. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi warf dem Discounter vor, die Bildung von Betriebsräten in seinen Filialen zu behindern. Lidl bestritt diesen Vorwurf.

Auf Anfrage von sueddeutsche.de bestätigte Transfair die Zusammenarbeit mit Lidl. Transfair gehe es darum, den Produzenten in der Dritten Welt einen angemessenen Lohn zu gewährleisten. Dass Lidl in Deutschland als Arbeitgeber umstritten sei, habe bei der Entscheidung keine Rolle gespielt.

Von 38 Organisationen getragen

Der gemeinnützige Verein Transfair vergibt sein Siegel für fair gehandelte Produkte. Er wird von 38 Organisationen wie z. B. Misereor, Brot für die Welt, Unicef, Bund und der Verbraucher Initiative getragen.

Rund 90 Firmen stellten derzeit Produkte mit dem Sozialsiegel her. Für über eine Million benachteiligte Produzentenfamilien in 55 Entwicklungsländern schaffe fairer Handel nachhaltig bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen, hieß es.

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