Lexikon Geldanlage - Teil I:Wenn der Superlativ Standard heißt

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Kurse fest im Blick: Handelssaal in Frankfurt, Dax-Tafel dahinter. (Foto: Alex Kraus/Bloomberg)

Aktien des Dax-30 oder Euro-Stoxx-50 sind Platzhirsche an den Börsen. Anleger legen viel Geld an in solche Blue Chips und nennen sie Standardaktien.

Von Simone Boehringer

Warum heißen die 30 wertvollsten Aktiengesellschaften im Land eigentlich Standardwerte? Standard, das klingt nach gut, solide, aber nicht nach sehr gut. Woher der Begriff kommt, können auf Anhieb nicht mal die Experten des Deutschen Aktieninstituts erklären. Zum Glück gibt es ja eine englische Übersetzung, die treffender klingt: Blue Chips. Darunter versteht man die besten Aktien eines Landes, herausgegeben von Unternehmen, die gute Wachstums- und Ertragschancen haben, meist viele Mitarbeiter beschäftigen und - ganz wichtig - deren Wertpapiere am Kapitalmarkt frei handelbar sind.

Die deutschen Blue Chips oder eben "Standardwerte" sind seit 1988 im Deutsche Aktienindex Dax zusammengefasst. Die 30 Aktien von Adidas bis neuerdings Wirecard - der Bezahldienstleister ist seit diesem Montag anstelle der Commerzbank in dem wichtigsten deutschen Aktienbarometer vertreten - repräsentieren etwa drei Viertel der gesamten Marktkapitalisierung der am regulierten Aktienmarkt notierten Unternehmen in Deutschland. Das bedeutet: Wer je eine Aktien der 30 Dax-Werte kauft, hat damit sein Risiko schon ganz gut gestreut und weil die deutsche Wirtschaft und viele Dax-Mitglieder sehr exportorientiert sind, ist man mit Dax-Titeln mittelbar auch ganz gut diversifiziert über einige Auslandsmärkte. Da es aber zu mühsam und teuer ist, sich jeden Dax-Titel ins Depot zu legen, kann man den Index auch als Ganzes kaufen, über Exchange Traded Funds (ETF) zum Beispiel.

Viele Milliarden Euro sind in Fonds und anderen Papieren investiert, die sich an Aktienbarometern orientieren. Es gibt sie auf den Dax und auf andere Auswahlindizes in Europa wie den französischen Cac-40 oder den britischen FTSE-100, den Profis meist nur Footsie nennen. Internationale Investoren interessieren sich meist für Europa oder das Euro-Gebiet und investieren dann entsprechend lieber in länderübergreifende Aktienindizes wie etwa den Euro-Stoxx-50 oder den Stoxx-50 (umfasst auch Werte aus Großbritannien und Schweiz).

Die Mitglieder dieser Barometer werden nach zwei Kriterien ausgesucht: dem Börsenwert der am Markt handelbaren Aktien, Streubesitz genannt, und dem Handelsvolumen. Werden die Kriterien nicht mehr erfüllt, steigt die Aktie ab, im Falle des Dax in den Mittelwerte-Index M-Dax, der ab diesem Montag 60 anstatt bisher 50 Werte umfasst. Es schließt sich der S-Dax an, der nun 70 statt 50 Werte hat.

© SZ vom 25.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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