Lexikon der geschlossenen Fonds (3):Eigenkapital

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Wenn Privatanleger heuer knapp zwölf Milliarden Euro in geschlossene Fonds investieren, sind das gut zehn Prozent mehr als im vergangenen Jahr.

Von Heins-Josef Simons

Dies bedeutet aber nicht, dass die Fondsinitiatoren eben nur diesen Betrag ausgeben, etwa für Gewerbeimmobilien, Containerschiffe und Tanker, Windräder, Filmproduktionen und gebrauchte Lebensversicherungen. Der jeweilige Fonds an sich hat in der Regel auch eine ansehnliche Fremdkapitalquote.

Üblicherweise stammt das Investitionsvolumen eines geschlossenen Fonds - je nach Segment - zur Hälfte von den Investoren und Kredit gebenden Banken. Mit - angenommenen - 500 Millionen Euro Eigenkapital lassen sich also um die eine Milliarde Euro Investitionsvolumen bewegen.

Dafür gibt es eine Reihe von Gründen. Einer der naheliegenden: Für den Fondsanbieter ist es einfacher, 500 Millionen statt einer Milliarde Euro einzusammeln.

Steuerliche Vorteile

Zweiter Grund: Wie bei Direktinvestitionen - zum Beispiel in das vermietete Mehrfamilienhaus um die Ecke - bringt Fremdkapital steuerliche Vorteile, weil die Schuldzinsen auch auf Fondsebene von den Einnahmen abgezogen werden und deshalb dem Investor Steuerersparnisse bescheren.

Zusammen mit den üblichen Abschreibungen auf das Investitionsgut ergeben sich mehr oder weniger hohe Anfangsverluste, die der Anleger bis zu bestimmten Grenzen mit seinem restlichen Einkommen verrechnen darf.

Nicht unterschätzt werden darf auch der so genannte Hebeleffekt, der aus einer relativ hohen Fremdkapitalquote resultiert. Durch sie lässt sich demnach die Rendite auf das von Anlegern eingesetzte Eigenkapital deutlich liften. Letztlich ein Zinsdifferenz-Geschäft, sofern der Preis fürs Fremdgeld spürbar unter der operativen Rendite des Investitionsgutes liegt.

Niedrige Zinsen

Bei niedrigen Zinsen scheint eine relativ hohe Fremdfinanzierungsquote derzeit besonders lukrativ. Vorsicht: Kredite haben eine Laufzeit von fünf oder zehn Jahren und müssen somit mindestens einmal umgeschuldet werden, bevor der Fonds aufgelöst wird.

Deshalb ergeben sich aus der Anschlussfinanzierung Risiken für den Fondsanleger. Dann nämlich, wenn die Kreditzinsen zum Umschuldungszeitpunkt deutlich höher liegen als zu Beginn.

© SZ vom 16.10.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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