Leserfrage:Ausbezahlte Lebensversicherung

Anfang Januar erhalte ich eine Lebensversicherung ausbezahlt. Ich bin 61 Jahre alt und stehe noch drei bis vier Jahre im Beruf als Geschäftsführer. Was sollte ich am besten mit dem Geld anfangen? Karl-Heinz D., Deggendorf

Michael Huber *)

Eine Anlagestrategie ist immer nur so gut, wie sie zur eigenen Situation und den persönlichen Anlagezielen passt. Bei der vorliegenden Ausgangslage empfehlen wir dies: Zunächst ist die persönliche Versorgungslücke zu ermitteln.

Diese ergibt sich aus der Differenz zwischen Lebenshaltungskosten und Renten- beziehungsweise Mieteinnahmen ab dem Eintritt in den Ruhestand. Wichtig dabei ist, Steuern und Inflation nicht zu vergessen und steigende Gesundheitskosten zu berücksichtigen. Je höher die Versorgungslücke ausfällt, umso sicherer muss die Anlagestrategie sein.

Ein weiterer wichtiger Eckpfeiler ist die persönliche Risikobereitschaft, die erfahrungsgemäß mit zunehmendem Alter deutlich abnimmt. Diesem Umstand ist natürlich Rechnung zu tragen, andererseits ist es auch wenig sinnvoll, mit dem Eintritt in den Ruhestand das Kapital vollständig in Festgeld anzulegen.

Aufteilung der Gelder

Im vorliegenden Fall empfehlen wir, die Gelder aus der Lebensversicherung zu splitten. Der sogenannte "Verbrauchsteil" dient dazu, ab Eintritt in den Ruhestand eine "Zusatzrente" zu generieren (Deckung der Versorgungslücke).

Das Kapital wird über einen Zeitraum von beispielsweise zehn Jahren im wahrsten Sinne des Wortes verzehrt. Die Anlage erfolgt hier beispielsweise in sicheren Anleihen mit gestaffelten Fälligkeiten.

Der andere Teil des Kapitals wird in einen sogenannten "Wachstumsteil" eingebracht. Dieser kann über zehn Jahre anwachsen und die ursprüngliche Kapitalhöhe wiederherstellen.

Hierfür bietet sich beispielsweise ein Mix aus Wandelanleihen, offenen Immobilienfonds und Aktienfonds an. Wichtig für den Anlageerfolg ist, die gewählten Anlagen nicht einfach laufen zu lassen, sondern diese regelmäßig zu überwachen und an veränderte (persönliche oder wirtschaftliche) Rahmenbedingungen anzupassen.

*) Michael Huber ist Direktor des auf Ruhestandsplanung spezialisierten VZ Vermögenszentrum in München.

© SZ vom 18.11.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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