Lesegeräte:Digital frisst Digital

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Bald ein Relikt der Vergangenheit? E-Book-Reader verkaufen sich immer schlechter. Die Leser bevorzugen mittlerweile Smartphones und Tablets. (Foto: Karly Domb Sadof/AP)

Wenn es nach dem Branchenverband Bitkom geht, dann dürften Lesegeräte für elektronische Bücher ihre beste Zeit bereits hinter sich haben. Viele lesen ihr E-Buch auf Smartphone, Notebook oder Tablet.

Von Dieter Sürig

Wenn es nach dem Branchenverband Bitkom (Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien) geht, dann dürften Lesegeräte für elektronische Bücher ihre beste Zeit bereits hinter sich haben. Aus der jüngsten E-Book-Studie der Organisation geht hervor, dass E-Bücher zunehmend auf anderen Geräten gelesen werden. Der E-Reader sei nur ein "Nischengerät", so Bitkom. Die Folge: Bei Kindle, Tolino & Co. sinken die Verkaufszahlen. "Wir erwarten 2015 einen Absatzrückgang von 25 Prozent, es werden etwa 570 000 E-Book-Lesegeräte verkauft", sagt Timm Lutter von Bitkom. Zum Vergleich: 2013 gab es bei den Lesegeräten noch ein Plus von 60 Prozent mit gut einer Million verkaufter Geräte.

"E-Reader werden es immer schwerer haben gegenüber Smartphones und Tablets", sagt Lutter. So würden auch bei Parallelnutzung lediglich 34 Prozent ihr E-Buch auf einem speziellen Lesegerät lesen, aber 38 Prozent auf dem Smartphone und 41 Prozent auf Notebook oder Laptop. Werner Ballhaus, Wirtschaftsprüfer von Pricewaterhouse Coopers (PwC) meint dagegen, "dass E-Reader langfristig nicht vom Markt verschwinden werden". In seiner neuen Studie unter mehr als 1000 Online-Nutzern hat er ermittelt, dass fast 64 Prozent der E-Buch-Leser ein spezielles Lesegerät nutzen, gefolgt von Tablet (52,4 Prozent) und PC oder Laptop (46,3 Prozent). Trotz der unterschiedlichen Einschätzungen zum speziellen Lesegerät, spielen bei beiden Studien alternative Geräte eine wichtige Rolle.

Bitkom und PwC haben zudem aufgeschlüsselt, dass Leser nur einen Teil der E-Bücher über das Lesegerät erwerben. Während Bitkom von 24 Prozent ausgeht, sind es bei PwC 34 Prozent. Etwa 70 Prozent würden E-Bücher vor allem im Internethandel beziehen, so die Aussage beider Studien. Grundsätzlich wird die Akzeptanz von E-Büchern steigen. Der Bitkom-Studie zufolge liest bereits jeder Vierte der Befragten elektronisch. "Mittelfristig wird sich das Wachstum verlangsamen, wir gehen davon aus, dass in zwei Jahren 30 Prozent E-Books lesen werden", sagt Lutter. PwC zufolge lesen 26,5 Prozent regelmäßig E-Bücher. "Bis 2019 gehen wir von einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 14,5 Prozent für den deutschen E-Book-Markt aus", so Ballhaus. Print werde es aber noch lange geben: "Wir erwarten, dass das E-Book beim Leseverhalten mittelfristig nicht mit gedruckten Büchern gleichziehen kann."

© SZ vom 14.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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