Leitwährungen:So wenig Dollar war lange nicht

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"Weg vom Dollar": Manche Investoren haben sich zuletzt im großen Stil von der US-Währung getrennt. (Foto: JP Valery/Unsplash)

Der Anteil der US-Devise bei den Währungsreserven sinkt.

Der Euro hat seinen Status als zweitwichtigste internationale Reservewährung nach dem Dollar gefestigt. Wie die Europäische Zentralbank am Donnerstag mitteilte, lag der Anteil des Euro bereinigt um Wechselkurseffekte Ende 2018 bei 20,7 Prozent. Ende 2017 waren es nur 19,5 Prozent. "Seit seiner Einführung vor 20 Jahren blieb der Euro als zweitgrößte Reservewährung nach dem Dollar unangefochten, doch ließ seine Nutzung nach der Weltfinanzkrise nach", so die EZB. Nachdem die Entwicklung 2016 ihren Boden erreicht habe, sei es zuletzt wieder nach oben gegangen. Der Euro habe davon profitiert, dass Reserven "weg vom Dollar" umgeschichtet worden seien, sagte EZB-Direktor Benoît Cœuré . Dabei hat besonders das in Handelsfragen im Clinch mit den USA liegende China, das über den üppigsten Devisenschatz der Welt verfügt, Veränderungen vorgenommen. Die Volksrepublik hat laut EZB 2018 ihre Bestände an US-Staatsanleihen "in einer Größenordnung von rund 60 Milliarden Dollar" verringert. Reservewährungen spielen im internationalen Handel und Finanzverkehr und vor allem auch bei den Währungsreserven der Zentralbanken eine große Rolle.

Die Entwicklungen von Euro und Dollar sind auch für Privatanleger zunehmend relevant, wenn sie ihr Geld in ETFs stecken. Denn die Indexfonds laufen häufig in Dollar, der Wechselkurs der beiden Weltwährungen trifft also auch die Sparer.

Der Dollar behauptete im vorigen Jahr mit einem weltweiten Anteil von 61,7 Prozent seinen Status als Leitwährung. Doch markiert dieser Wert zugleich einen historischen Tiefpunkt für die US-Devise im laufenden Jahrhundert. Noch vor der Jahrtausendwende lag der Anteil bei mehr als 70 Prozent. Viele Staaten haben im Laufe des nun zu Ende gehenden Jahrzehnts ihren Devisenschatz diversifiziert und dabei insbesondere auch verstärkt auf Währungen wie den japanischen Yen und den chinesischen Renminbi zurückgegriffen. EZB-Direktor Cœuré erhofft sich von einer Vertiefung der europäischen Währungsunion einen "Schub für die globale Rolle des Euro".

Wichtig für die Rendite ist auch die Inflation. Die Teuerungsrate dürfte sich nach Einschätzung von EZB und Bundesbank sowohl im Euroraum als auch in Deutschland noch über Jahre unter der Zwei-Prozent-Marke bewegen. Die EZB strebt für den Währungsraum mit seinen 19 Ländern mittelfristig eine Inflationsrate von knapp unter zwei Prozent an - weit genug entfernt von der Nullmarke. Denn dauerhaft niedrige oder auf breiter Front sinkende Preise könnten Unternehmen und Verbraucher verleiten, Investitionen aufzuschieben. Das kann die Wirtschaft bremsen. In Deutschland lag der für europäische Vergleichszwecke berechnete Preisindex HVPI, den die EZB für ihre Geldpolitik heranzieht, im Mai um 1,3 Prozent über dem Stand von Mai 2018.

© SZ vom 14.06.2019 / dpa, Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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