Leitindex vor Änderung:Dax-Karussell schleudert Konzerne raus

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Die Börse konstruiert den deutschen Leitindex neu. Hypo Real Estate und Continental stehen vor dem Abstieg. Aufsteigen könnten Beiersdorf und Salzgitter.

Simone Gröneweg

Der Stahlkonzern Salzgitter und der Nivea-Hersteller Beiersdorf könnten es bald geschafft haben: den Aufstieg in die erste Börsenliga. Die beiden gelten jedenfalls als Dax-Kandidaten, wenn an diesem Mittwoch die Mitglieder des Arbeitskreises Akienindizes über Auf- und Absteiger entscheiden.

Das Dax-Karussell dreht sich immer weiter: Wahrscheinliches Szenario: Beiersdorf und Salzgitter nehmen den Platz von Hypo Real Estate und Continental ein. (Foto: Foto: dpa)

Da die Wahl streng nach Statistik erfolgt, rechnen die Experten in den Banken vorher gerne aus, wen es erwischt.

Als Dax-Abstiegskandidaten gelten diesmal der Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate und der Reifenhersteller Continental. Der Grund: Die Aktie der Hypo Real Estate hat einen Sturzflug hinter sich. Ende 2007 kostete das Papier noch 36 Euro, jetzt notiert es bei knapp drei Euro; das ist wohl zu wenig für einen Platz in der ersten Börsenliga, wo sich die Top-Unternehmen der deutschen Wirtschaft versammeln sollten.

Bei Continental hapert es vor allem am Streubesitz. "Schaeffler hat nach und nach Aktien aufgekauft, nun liegt der Streubesitz vermutlich sogar unter zehn Prozent", erzählt Christian Stocker, Aktienexperte bei der Unicredit.

Etwas mehr Abwechslung

Geschieht das, was die Experten prognostizieren, würde sich im deutschen Börsenbaromter ein Finanztitel weniger befinden. Der Dax böte dann etwas mehr Abwechslung, findet Stocker. Interessant sind solche Veränderungen vor allem, weil einige große Fonds die Indizes nachbilden und ihre Portfolios entsprechend umschichten.

Für die Platzvergabe im deutschen Leitindex sind die Marktkapitalisierung des Streubesitzes (dieses Mal die 20 letzten Handelstage im November) und der Börsenumsatz (die vergangenen zwölf Monate) maßgebliche Kriterien.

Ein Dax-Aufsteiger muss bei beiden mindestens Rang 35 belegen. Das schaffen sowohl Beiersdorf als auch Salzgitter. "Auf der maßgeblichen Liste belegt der Stahlkonzern nach unseren Berechnungen bei der Marktkapitalisierung derzeit den 31. Platz und beim Umsatz Rang 28", erklärt der Analyst Stocker.

Gelingt Salzgitter der Aufstieg in die erste Börsenliga, bleibt das nicht ohne Folgen. "Der Dax wird dadurch zyklischer", sagt Stocker. Stahlkonzerne seien nun mal Unternehmen, die stark von der Konjunktur abhängig sind.

Lesen Sie auf der zweiten Seite, welche Folgen das Stühlerücken im Dax für den MDax hätte.

Auch beim Nivea-Hersteller Beiersdorf sieht es gut aus: Er rangiert beim Börsenwert auf Rang 27 und beim Umsatz auf Platz 35. "Beiersdorf würde sich eher stabilisierend auf den Leitindex auswirken", glaubt Stocker.

Das Geschäft mit Cremes sei nicht ganz so abhängig von der Konjunktur. "Für Beiersdorf und Salzgitter müsste es reichen", urteilt auch Anke Platzek, Indexspezialistin bei der Landesbank-Baden-Württemberg.

Q-Cells galt zeitweise ebenfalls als Anwärter auf einen Dax-Platz. Doch bei dem Solarunternehmen brach der Kurs in den vergangenen Monaten ein. Anfang 2008 kostete eine Aktie des Unternehmens noch mehr als 90 Euro, mittlerweile ist sie unter 24 Euro gerutscht.

Entscheidung am Mittwoch

Ein Stühlerücken im Dax hätte auch für den MDax Folgen: Mit einem Aufstieg von Beiersdorf und Salzgitter würden zwei Plätze frei. Einen könnte theoretisch die Hypo Real Estate einnehmen.

Weitere MDax-Kandidaten sind der Glas- und Kunststoff-Produzent Gerresheimer und der Küchenspezialist Rational. "Was mit Conti geschieht, weiß man nicht", sagt Stocker. "Liegt der Streubesitz der Gesellschaft unter zehn Prozent, bekommt sie auch keinen Platz mehr im MDax."

Nach den jüngsten Eskapaden im Dax hatte die Deutsche Börse eine Regel erlassen, die Werte mit zu geringem Streubesitz abstraft. Zuvor hatten Kursausschläge der VW-Aktie den Dax wild rauf- und runtergezogen.

Die Arbeitskreis wird seine Entscheidung zur Zusammensetzung am Mittwoch nach Börsenschluss bekannt geben. Umgesetzt werden die möglichen Änderungen am 22. Dezember.

© SZ vom 02.12.2008/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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