LafargeHolcim:Beton weniger gefragt

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Der Zementkonzern Lafarge Holcim muss den Ausblick senken - in einigen Schwellenländern ist die Nachfrage nach Zement gesunken. Die Entwicklung erwischt den Konzern zu einem ungünstigen Zeitpunkt.

Mitten im Führungswechsel brechen dem Schweizer Zementunternehmen Lafarge-Holcim wichtige Schwellenmärkte weg. Die Nachfrageflaute in Ländern wie Malaysia, den Philippinen und Nigeria veranlassten den Weltmarktführer, seinen Ausblick zu senken. Wie Lafarge-Holcim am Mittwoch mitteilte, rechne man für das laufende Jahr konzernweit nur noch mit einem Anstieg des Zementabsatzes um ein bis drei Prozent statt wie bisher von zwei bis vier Prozent. Dank der guten Geschäfte in den USA und Mexiko sowie Kostensenkungen sieht sich der Konzern dennoch auf Kurs. Das Ergebnis könne 2017 prozentual zweistellig gesteigert werden. Ob das wirklich klappt, sehen Analysten allerdings sehr kritisch.

Das Unternehmen ist vor zwei Jahren aus dem Zusammenschluss der französischen Lafarge und der Schweizer Holcim hervorgegangen. Im zweiten Quartal kam der fusionierte Konzern bei der Profitabilität voran. Der Gewinn verdoppelte sich auf 787 (Vorjahr 400) Millionen Franken. Dabei halfen geringere Ausgaben für Verwaltung und Finanzierung. Weil Lafarge-Holcim Preiserhöhungen auf dem Markt durchsetzte, konnte es der Rivale von HeidelbergCement oder der irischen CRH zudem wegstecken, dass Absatzmengen für Zement, Transportbeton und Zuschlagsstoffe zurückgegangen waren. Der Umsatz sank jedoch auf 6,85 Milliarden Franken.

An den Zielen für 2018 hält das Management trotzdem fest. So soll im kommenden Jahr unter anderem ein operatives Ergebnis von sieben Milliarden Franken (knapp 6,3 Milliarden Euro) erwirtschaftet werden. Doch hier muss Lafarge-Holcim noch Überzeugungsarbeit leisten. Angesichts des bisher zu schwachen Wachstums sei es praktisch nicht mehr möglich, diese Vorgabe noch zu erreichen, sagt Josep Pujal, der für die Analyse-Firma KeplerCheuvreux arbeitet. In vielen Ländern gebe es Überkapazitäten, sodass der Spielraum für weitere Preiserhöhungen begrenzt sei. An der Börse verloren Lafarge-Holcim 0,7 Prozent an Wert.

Der interimistische Konzernchef Beat Hess bekräftigte zwar, dass die Ziele und auch die Strategie weiter gelten würden. Sein designierter Nachfolger, der am 1. September und damit eineinhalb Monate früher als bisher geplant antreten wird, könnte aber nochmals über die Bücher gehen. "Sobald Jan Jenisch in seiner neuen Position begonnen hat, wird er das sicher alles anschauen und zu einer eigenen Einschätzung kommen", erklärte Hess.

Hess ist Präsident von Lafarge-Holcim, übernahm jedoch die Funktion des Konzernchefs zusätzlich, nachdem der bisherige Vorstandschef Eric Olsen Mitte Juli ausgeschieden war. Der Amerikaner war über eine Affäre um Schutzgeldzahlungen im syrischen Bürgerkrieg gestolpert.

© SZ vom 27.07.2017 / Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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