Kurzfristige Anlagen:Sicher parken und auf bessere Zeiten hoffen

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Geldparkplätze werden erst besser verzinst, wenn die Europäische Zentralbank ihre Zinszügel strafft, meinen Experten. Aber das kann noch dauern.

Von Heinz-Josef Simons

Die Renditen sind immer noch historisch niedrig", sagt André Horn, Zinsstratege bei der Fondsgesellschaft SEB-Invest.

Alan Greenspan. Die Europäische Zentralbank wird die Zinskeule wohl erst schwingen, wenn der US-Notenbankchef noch weiter vorprescht. (Foto: Foto: AP)

Kein Zweifel: Etwas mehr als vier Prozent für eine zehnjährige Bundesanleihe sind nicht viel.

Anleger müssen allerdings berücksichtigen, dass von ihren Zinserträgen real - also nach Abzug der Geldentwertung - vergleichsweise viel übrig bleibt.

Schutz gegen Kurseinbußen

Doch das Geld für zehn Jahre zu bunkern ist nicht jedermanns Sache. Zumal Langläufern erhebliche Kursrisiken drohen, falls die Zinsen in den nächsten Monaten weiter steigen.

Denn je länger die Restlaufzeit, desto sensibler reagiert der Börsenpreis einer Anleihe auf Änderungen des allgemeinen Zinsniveaus. Nach oben und nach unten, versteht sich.

Kurzlaufende Anleihen sind daher ein guter Schutz gegen steigende Zinsen und Kurseinbußen. Wer aber ganz auf Nummer sicher gehen will, weicht auf Fest- und Termingeldanlagen, Geldmarktfonds, variabel verzinste Anleihen oder das Sparbuch aus.

Drei bis vier Netto-Gehälter

Der Makel: "Für kurz und sicher gibt es momentan nicht besonders viel", sagt Jens Franck vom Hamburger Vermögensverwalter Aquila Capital Concepts. "Kurzfristige Geldparkplätze werden erst besser verzinst, wenn die Europäische Zentralbank die Zügel strafft", meint Ralf Schreyer von der Fondsgesellschaft DWS.

Aber das kann dauern. EZB-Chef Trichet und sein Team werden wohl erst dann die Zinskeule schwingen, wenn die Fed-Kollegen und deren Vormann Alan Greenspan in Amerika noch weiter vorpreschen.

So lange können Sparer mit kurzfristigen Zinsanlagen nicht viel verdienen. Für den langfristigen Vermögensaufbau sind die sowieso nicht geeignet, sondern eher die typischen Geldparkplätze.

Etwa als Notgroschen, um den schnellen Geldbedarf ohne Überziehung des Gehaltskontos zu decken. Nach der üblichen Faustformel sollten rund drei bis vier Netto-Monatsgehälter schnell verfügbar gehalten werden.

Einstiegschancen an Aktienmärkten

Kurzfristig sicher deponiertes Geld ist aber mehr als das - zumindest für strategisch gewiefte Privatanleger. So gibt genügend Liquidität viel Spielraum, um etwa die regelmäßig günstigen Einstiegschancen an den Aktienmärkten zu nutzen.

Denn oft ist es ziemlich unsinnig, sich von der einen oder anderen Aktie zu trennen, um mit der neuen Liquidität andere Risikopapiere zu erwerben. Zu einer vernünftigen und langfristig ausgerichteten Vermögensstrategie zählt deshalb auch eine schnelle Eingreiftruppe, die gleichsam in Sekundenschnelle und ohne die Risiken eines möglichen Wertverlustes zur Verfügung steht.

Zwar ist die Lebenserwartung solcher Geldparkplätze oft begrenzt. Dennoch sollten Sparer zinsbewusst handeln. Seit langem liefern sich die Institute einen harten Kampf um die Euros der Kundschaft.

Hohe Zinsen nicht an jeder Ecke

Niemand muss sich mehr mit dem Prozentchen Festgeldzins bei der örtlichen Sparkasse oder der Genossenschaftsbank zufrieden geben. Für täglich verfügbares Geld ist oft viel mehr drin, manchmal sogar drei bis vier Mal so viel.

Allerdings gibt es die vergleichsweise hohen Zinsen nicht an jeder Ecke, sondern fast ausschließlich bei Anbietern ohne Filialen. An die kommen Sparer entweder übers Internet und Telefon oder per Fax beziehungsweise herkömmlichem Postbrief.

So sind bei Tages- und Festgeld bis sechs Monaten derzeit vier Prozent Zins möglich. Nur ein bisschen weniger, als aktuell eine zehnjährige Bundesanleihe bringt. Tipp für Park-Sparer: Erst nachfragen, ob der Anbieter dem Feuerwehrfonds der Deutschen Banken angehört. Denn nur dann ist das eigene Geld bei einer möglichen Pleite des Instituts sicher.

Geldmarktfonds mit fremden Währungen

Wer mit Geldmarktfonds die Zinsofferten von Direkt- und Autobanken übertreffen will, muss schon spürbare Risiken eingehen. Denn reinrassige Euro-Geldmarktfonds bringen aufgrund der niedrigen Leitzinsen ziemlich wenig.

Ein paar Zehntel Renditepunkte mehr sind drin, sobald das Fondsmanagement auch so genannte Floater und Anleihen mit geringer Restlaufzeit ins Portfolio steckt. Dieses Ertragsplus relativiert sich jedoch angesichts der Kosten. Zwar zahlen Sparer für Anteile an solchen Geldmarktfonds in der Regel keinen Ausgabeaufschlag, aber Verwaltungsgebühren werden trotzdem fällig.

Deutlich besser indes sind die Renditechancen bei Geldmarktfonds, die auch in fremden Währungen investieren. Das muss nicht gerade der US-Dollar sein, bei dem die Geldmarktsätze noch niedriger sind als im Euroraum. Aber die Peripherie des Greenbacks mit kanadischem, neuseeländischem und australischem Dollar bietet zum Teil spürbar höhere Kurzfrist-Zinsen als der Euro.

Sicherheit, wenn die Kurse sausen

Das lässt sich noch übertreffen, falls ein Fonds auch osteuropäische Valuten beimischen darf - etwa den ungarischen Forint oder den polnischen Zloty. Vorsicht: Hier sind die Verlustrisiken groß, solche Anlagen für Park-Sparer mit schlechten Nerven nicht geeignet.

Allzu sehr hadern sollten Anleger dennoch nicht. Falls sie denn ihre Liquidität unter strategischen Gesichtspunkten angemessen bewerten. Nämlich nicht als Mittelpunkt ihrer Investments, sondern als frei disponibles Instrument für den Fall der Fälle.

So gewinnen zwei bis vier sichere Prozent auf einem Festgeldkonto schnell an Charme, falls die Aktienkurse erneut mit Tempo nach unten sausen. Weil vor allem die US-Börsen wieder eine recht sportliche Bewertung haben, könnte sich die jüngste Korrektur durchaus fortsetzen.

© SZ vom 28.7.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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