Kunstversicherung:Wenn das Pferd stürzt

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Missgeschicke mit Skulpturen, Bilder und Installationen passieren privaten Sammlern besonders häufig. (Foto: imago/Arcaid Images)

Wer zuhause teure Gemälde oder Skulpturen sammelt, sollte sich mit einer speziellen Versicherung schützen.

Von Anne-Christin Gröger, Köln

Steve Wynn hat wirklich kein Glück mit seinen Picasso-Gemälden. 2006 durchstieß er nach eigenen Angaben versehentlich das Werk "Le Rêve" mit seinem Ellbogen, danach kämpfte er öffentlichkeitswirksam mit seinem Versicherer um die Höhe der Entschädigung.

Jetzt hat der schillernde Milliardär und Kasinokönig aus Las Vegas ein neues Picasso-Problem. Der Gemäldesammler wollte Medienberichten zufolge im Mai das Bild "Le Marin" des spanischen Malers beim Auktionshaus Christie's verkaufen. Doch das Haus zog die Versteigerung zurück, weil das Gemälde bei der Aufbewahrung schwer beschädigt worden war. Was genau passiert ist, will Christie's nicht sagen. Nach Angaben von Wynns Anwalt hat ein umgefallener Metallstab die Leinwand durchstoßen. Wie der Fall versichert ist, ist noch unklar. Im Ellbogenfall zog Wynn seine Klage gegen den Londoner Versicherungsmarkt Lloyd's schließlich 2007 zurück.

Zwar bewahren die meisten privaten Kunstsammler keinen Picasso in ihren vier Wänden auf, sondern erfreuen sich an Werken mit weniger hohen Werten. Aber Fälle wie der von Wynn sind typisch. Missgeschicke mit Bildern, Skulpturen und Installationen passieren privaten Sammlern besonders häufig, sagt Dorothee Hamm-Neumann, Kunsthistorikerin bei der Axa Art. "Im privaten Bereich sind es oft unvorhergesehene Schadenereignisse wie ein verschüttetes Glas Wein, ein Stoß ins Bild durch einen Gegenstand oder eine Person, die ein Kunstwerk beschädigen." Häufig geht ein Stück auch kaputt, weil es von der Wand oder einem Sockel herunterfällt.

In solchen Fällen kann eine Kunstversicherung greifen. "Eine separate Kunstversicherung ist ab Werten von etwa 100 000 Euro sinnvoll", sagt Michael Braun vom Berliner Versicherungsmakler Kuhn & Bülow, der sich auf Kunst spezialisiert hat. Denn die gängige Hausratversicherung deckt Schäden an wertvoller Kunst nur bis zu einem bestimmten Prozentsatz der Versicherungssumme ab, meist sind es 20 Prozent. Bei einer Versicherungssumme von 200 000 Euro für den Hausrat wären das 40 000 Euro. Dazu kommt: Die Hausratpolice zahlt nur bei den festgelegten Gefahren Feuer, Leitungswasser, Hagel, Sturm und Einbruch. Von Ellbogen durchstoßene Bilder sind nicht gedeckt.

"Idealerweise werden die versicherten Summen jährlich überprüft und angepasst."

"Eine Kunstversicherung ist eine Allgefahrendeckung", erklärt Braun. Sie greift bei allen Risiken, die der Anbieter nicht explizit ausschließt. Das können auch kuriose Ereignisse sein. Braun berichtet von einem Fall, bei dem ein Hund sich eine Mappe mit wertvollen Grafiken geschnappt und zerbissen hatte. Ausgeschlossen seien dagegen in der Regel Vorsatz durch den Besitzer, Krieg, Schäden durch Kernenergie und Verschleiß. Darunter fallen das Vergilben von Zeichnungen oder die sogenannten Krakelee-Risse in Ölgemälden.

Versichert werden kann alles, was größeren Wert hat. Neben Gemälden und Skulpturen können Sammler auch Verträge für Schmuck, antike Möbel, teure Oldtimer oder sehr wertvolle Musikinstrumente abschließen. Bevor Sammler sich für eine Police entscheiden, sollten sie die Bedingungen lesen und auch Preise vergleichen.

Generell haben Kunstliebhaber zwei Möglichkeiten, ein Stück zu versichern. "Eine Variante ist es, mit dem Versicherer eine festgelegte Taxe für jedes Objekt zu vereinbaren, diesen Betrag erhält der Besitzer dann im Schadenfall ausgezahlt", erklärt Makler Braun. "Das ist unabhängig davon, wie viel das Stück zum Zeitpunkt des Schadens wert ist oder beim Kauf wert war." Die andere Version orientiert sich am Wiederbeschaffungswert eines Kunstgegenstandes. Er wird durch den Betrag festgelegt, den der Kunde investieren müsste, um sich ein gleichwertiges Objekt zu kaufen.

In beiden Fällen ist es sinnvoll, seine Sammlung regelmäßig auf ihren Wert zu überprüfen, rät Axa Art. "Idealerweise werden die versicherten Summen jährlich überprüft und bei Bedarf angepasst", sagt Axa Art-Manager Christian Metten. Denn Kunst unterliegt Moden, und was vor zehn oder zwanzig Jahren noch angesagt war, ist heutzutage oft nur noch die Hälfte wert.

Barockmöbel und edle Teppiche sind sehr im Wert gefallen

"Derzeit besonders gefragt sind Ostasiatika, aber auch russische und chinesische Kunst", berichtet Makler Braun. Er erklärt das damit, dass in diesen Regionen immer mehr wohlhabende Kunstliebhaber bereit sind, viel Geld für Kunstwerke auszugeben. Barockmöbel und edle Teppiche dagegen seien sehr im Wert gefallen.

Die Prämien für Kunstversicherungen im Bereich Privatkunden werden immer günstiger, so Braun. "Unter den Anbietern herrscht ein heftiger Wettbewerb, und die Schäden halten sich in Grenzen." Neben der Axa Art sind Allianz, Gothaer, Hiscox, die Mannheimer und Uniqua dort tätig. Eine besonders attraktive Zielgruppe für Kunstversicherer sind vermögende Privatkunden, dazu zählen Ärzte und Rechtsanwälte.

© SZ vom 24.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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