Krisensitzung des Conti-Aufsichtsrats:Entscheidung in Hannover

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Letzte Chance für Manfred Wennemer: Der Continental-Chef präsentiert dem Aufsichtsrat seine Taktik gegen die drohende Übernahme durch Schaeffler - doch die klare Rückendeckung fehlt ihm. Conti vor dem Showdown.

Die Erwartungen sind groß. Zahlreiche Medienvertreter haben sich nach Hannover aufgemacht, der Fernsehsender n-tv schaltet immer wieder live vor die Unternehmenszentrale von Continental. Am Morgen kommen die Aufsichtsräte an, doch Aussagen gibt es keine. Aufsichtsratschef Hubertus von Grünberg gibt keine Interviews mehr.

Warnschild an der Conti-Zentrale: Der Aufsichtsrat trifft sich zur Krisensitzung. (Foto: Foto: dpa)

Es geht um viel bei der Krisensitzung des Conti-Aufsichtsrats. Um viel Geld, die Zukunft des Konzerns - und möglicherweise auch um den Kopf von Konzernchef Manfred Wennemer.

Das fränkische Familienunternehmen Schaeffler will den Autozulieferer schlucken. Nun geht es um die Position des Aufsichtsrats - das Kontrollgremium könnte den Kampf um den Autozulieferer entscheiden.

Keine einfache Situation für Wennemer. Er muss dem Kontrollgremium seine Abwehrstrategie vorstellen - und das, obwohl der Aufsichtsrat offenbar gar nicht abgeneigt ist, das Angebot des fränkischen Familienunternehmens anzunehmen. Wennemer jedoch lehnt das Angebot von Schaeffler stikt ab und erwartet für diesen Kurs die Rückendeckung des Aufsichtsrats. Sein Credo: Das Vorgehen Schaefflers sei rechtswidrig, und der angebotene Preis viel zu niedrig.

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass der Konzernchef mit seinen Ideen scheitert. Denn besonders viel Rückendeckung aus dem Aufsichtsrat hat Wennemer nicht. Aufsichtsratschef Hubertus von Grünberg war bereits vor dem Treffen auf Distanz zu Wennemer gegangen. Von Grünberg hatte vor einem "Kampf um jeden Preis" gewarnt und immer wieder betont, Schaeffler wolle Conti nicht zerschlagen. Genau diese Ängste hatte Wennemer immer wieder geschürt. Dazu kommt, dass der Conti-Aufsichtsratschef und die Unternehmerin Maria-Elisabeth Schaeffler gut miteinander bekannt sind. Bis vor wenigen Jahren saß von Grünberg im Beirat der Schaeffler-Gruppe.

Kapitalerhöhung geplant

Auch der Conti-Gesamtbetriebsrat ist grundsätzlich mit einer Übernahme einverstanden. Allerdings betonen die Arbeitnehmer, eine Zerschlagung des Konzerns müsse in jedem Fall verhindert werden.

Die Taktik, die Wennemer seinen Aufsichtsräten vorschlagen will, beinhaltet eine Kapitalerhöhung um bis zu zehn Prozent, berichtete die Financial Times Deutschland. Außerdem will der Konzernchef offenbar weiterhin nach einem "Weißen Ritter" suchen lassen, einem freundlich gesonnenen Großinvestor. Ob das Kontrollgremium diese Vorhaben bedenkenlos abnicken wird, ist unklar. Branchenkenner spekulieren, dass eine ablehnende Haltung des Aufsichtsrats dazu führen könnte, dass Konzernchef Wennemer - der das Unternehmen seit 2001 führt - gehen müsse.

Schaeffler hat direkt und über sogenannte Swap-Geschäfte bereits Zugriff auf ein Aktienpaket von rund 36 Prozent, falls die an dem Deal beteiligten Banken bis zum Ende mitspielen. Damit hätte Schaeffler wegen der geringen Präsenz auf Hauptversammlungen faktisch das Sagen bei der Conti. Schaeffler bietet 70,12 Euro pro Aktie. Branchen-Analysten halten einen Preis zwischen 80 und 100 Euro für gerechtfertigt.

© sueddeutsche.de/dpa/tob/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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