Krise bei Chrysler:Dr. Z. und das Projekt X

Lesezeit: 2 min

DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche muss am Mittwoch erklären, wie er Chrysler saniert: Angeblich verfolgt er einen Geheimplan mit dem Codenamen ,,Projekt X''.

Michael Kuntz

Als im Sommer 2005 die Nachricht von der Ablösung des Chefs von DaimlerChrysler, Jürgen Schrempp, durch Dieter Zetsche kam, jubelten die Börsianer.

DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche am Lenkrad: Bei Chrysler muss er umsteuern. (Foto: Foto: ddp)

Der Sanierer mit dem netten Schnauzbart, der sich selber in Werbefilmen als Dr. Z. feiern ließ, schien alle Hoffnungen zu erfüllen: Er baute die Mercedes Car Group um und trieb den Gewinn des Autoherstellers wieder nach oben.

Doch dann versenkte er eine Milliarde Euro bei Smart, weil die Produktion der viersitzigen Variante des Kleinstwagens eingestellt werden musste.

Und nun Chrysler. Der amerikanische Zweig des fünftgrößten Autoherstellers der Welt machte im vergangenen Jahr 1,2 Milliarden Dollar Verlust.

Wenig Erfreuliches

Das ist schlecht für Zetsche, denn er selbst war fünf Jahre lang Chef im Chrysler-Hauptquartier in Auburn Hills. Dort tagt seit Dienstag der Aufsichtsrat unter Leitung des früheren Deutsch-Bankiers Hilmar Kopper. Nach der Sitzung wird Zetsche an diesem Mittwoch wenig Erfreuliches vermelden müssen.

Vor der ersten Bilanzpressekonferenz des deutsch-amerikanischen Industriekonzerns jenseits des Atlantiks kursieren radikale Forderungen und wilde Spekulationen.

Sie illustrieren, wie schwierig die Situation des einst so strahlenden Topmanagers inzwischen ist. Schon auf der Automesse vor fünf Wochen in Detroit erschien er deutlich reizbarer.

Experten fordern Verkauf oder Abspaltung

Aktienanalysten und Fondsmanager in Deutschland fordern den Verkauf von Chrysler, die Rückabwicklung der Übernahme von 1998. Gegebenenfalls sei auch eine Abspaltung in ein rechtlich selbständiges Unternehmen denkbar.

Offen bleibt dabei, wer den US-Autokonzern eigentlich kaufen soll. In Amerikas Autoindustrie wird die Situation von Chrysler denn auch weniger als strukturelles, sondern eher als ein Management-Problem gesehen.

Der Vertriebschef, der zu viele Autos produzieren ließ, ist ausgetauscht worden. Neue Modelle sollen für mehr Nachfrage sorgen.

Abstimmung erst kurz vor der Bilanzpressekonferenz

Dennoch stellt Chrysler die größte Herausforderung für Zetsche dar. Angeblich verfolgt er einen Geheimplan mit dem Codenamen ,,Projekt X'', der Chrysler wieder profitabel machen soll und über den die 20 Aufsichtsratsmitglieder, so heißt es in dem Gremium nahestehenden Kreisen, erst kurz vor der Bilanzpressekonferenz abstimmen wollen.

Angeblich sieht ,,Projekt X'' die Schließung eines Montagewerkes in Delaware und einer Motorenfabrik in Detroit vor. In anderen Chrysler-Betrieben soll die Zahl der Schichten verringert werden.

Engere Zusammenarbeit

Chrysler soll künftig enger mit Mercedes zusammenarbeiten, sowohl bei der Entwicklung von kleinen Autos wie auch bei Geländewagen wie dem Jeep Grand Cherokee und der Mercedes-M-Klasse.

Gegen eine intensivere Kooperation gab es Widerstände vor allem bei Mercedes, wo Manager befürchten, die deutsche Traditionsmarke könne beschädigt werden, wenn allzu viele Kunden merken sollten, dass sie Mercedes-Qualität auch zum Chrysler-Preis bekommen können.

Der außer durch eigenes Missmanagement bei der Produktionsplanung auch durch die asiatische Konkurrenz in die Verlustzone geratene Chrysler-Konzern will offenbar die Kosten für die Herstellung eines Autos um knapp tausend Dollar senken. Dazu dienen nicht nur Sparmaßnahmen in den Werken, sondern auch beim Einkauf. So will Chrysler laut ,,Projekt X'' mehr Teile in Asien kaufen als bisher.

© SZ vom 14.02.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: