Kreditwirtschaft:Milliarden-Angebot für die Aareal Bank

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Gibt es bald nur noch drei börsennotierte Banken in Deutschland? Finanzinvestoren greifen nach der Aareal Bank in Wiesbaden. (Foto: dpa)

Finanzinvestoren bieten für den Immobilienfinanzierer. Droht eine Zerschlagung?

Die Finanzinvestoren Centerbridge und Advent wollen die Aareal Bank in Wiesbaden übernehmen. Das Management des Immobilienfinanzierers begrüßte die rund 1,74 Milliarden Euro schwere Offerte. Das Angebot sei im besten Interesse des Unternehmens, sagte Aareal-Bank-Chef Jochen Klösges, der erst seit kurzem Vorstandschef des Instituts ist. Die Investoren stünden hinter der Strategie der Bank und würden das Wachstum noch beschleunigen. "Es wird entgegen der oft geäußerten Spekulation keine Zerschlagung geben", sagte Klösges. Andernfalls hätte das Management die Investorenvereinbarung "mit Sicherheit nicht unterschrieben".

Die Aareal Bank finanziert weltweit Immobilien, vor allem Büros oder Hotels, hat 3000 Mitarbeiter und ist eine von nur drei börsennotierten deutschen Banken. Mit 45 Milliarden Euro Bilanzsumme ist sie zwar kleiner als Commerzbank oder Deutsche Bank. Aber immerhin: Es wäre eine der größten Bankenübernahmen in Deutschland seit Jahren.

An der Börse kam der Vorstoß gut an: Die im Kleinwerteindex SDax enthaltene Aktie legte zeitweise fast vier Prozent auf 29,18 Euro zu. Die Offerte der Investoren von 29 Euro je Aareal-Aktie entspricht einem Aufschlag von rund 23 Prozent auf den Schlusskurs vom 6. Oktober, der Tag vor dem Bekanntwerden der Übernahmegespräche. Das Kaufangebot sieht eine Mindestannahmeschwelle von 70 Prozent vor. Die Angebotsunterlagen sollen Mitte Dezember veröffentlicht werden.

Aareal kündigte zudem an, dass der Vorschlag einer Dividende von 1,10 Euro je Aktie von der Tagesordnung der für den 9. Dezember angesetzten außerordentlichen Hauptversammlung gestrichen werden soll. Um das beschleunigte Wachstum zu finanzieren, wollten die Finanzinvestoren auch in den kommenden Jahren keine Dividenden ausschütten, sagte Klösges. Sie seien auch bereit, weiteres Eigenkapital zur Verfügung zu stellen, sollten sich Wachstumschancen auftun. Advent und Centerbridge brächten Erfahrung in den Bereichen Finanzdienstleistungen, Immobilien, Software und Zahlungsverkehr ein, erklärte Ranjan Sen, Deutschland-Chef von Advent International.

Nicht alle Aktionäre zeigten sich einverstanden. Der Hedgefonds Teleios Capital kritisierte das Vorhaben. Der Aufsichtsrat versuche erneut, den einfachsten Weg zu gehen zum Schaden der Aktionäre, erklärte dessen Mitgründer Adam Epstein. "Aareal ist kein Weihnachtsgeschenk für den Aufsichtsrat zum Verschenken". Teleios werde versuchen sicherzustellen, dass dieser im neuen Jahr einen strukturierten Verkaufsprozess einleite. Teleios sowie der aktivistische Großaktionär Petrus Advisers hatten in der Vergangenheit einen Verkauf der IT-Tochter Aereon gefordert und oft Kritik geübt. Petrus Advisers äußerte sich am Dienstag nicht.

© SZ vom 24.11.2021 / Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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