Kreditwirtschaft:Die Bank und der Stasi-Mitarbeiter

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Die Dresdner Bank soll ihre guten Kontakte in Russland über geheimdienstliche Kontakte erkauft haben.

Von Lothar Gries

Wenn es darum geht, ihren Konkurrenten Steine in den Weg zu legen, kennen amerikanische Firmen keine Skrupel. Sie überziehen sie mit einer Flut von Klagen, stellen milliardenschwere Schadensersatzansprüche und schrecken auch vor Verleumdungen nicht zurück.

Und wenn es sich dabei um Wettbewerber aus dem Ausland, zumal aus Deutschland handelt, können sie in vielen Fällen auch mit der Unterstützung amerikanischer Medien und Regierungsstellen rechnen.

Eine solche Kampagne vermuten Finanzkreise derzeit hinter einem Bericht des Wall Street Journal, dem Zentralorgan der US-Wirtschaft, vom vergangenen Mittwoch über den Moskauer Statthalter der Dresdner Bank, Matthias Warnig.

Es geht um Yukos

Die Zeitung behauptet, das zum Allianz-Konzern gehörende Geldhaus, genauer gesagt dessen Investmenttochter Dresdner Kleinwort Wasserstein (DrKW), habe nur deshalb einen Auftrag vom russischen Ölkonzern Yukos ergattert, weil Warnig beste Kontakte zum russischen Präsidenten und einstigen KGB-Agenten Wladimir Putin unterhält.

Warnig sei nämlich vor seiner Tätigkeit bei der Dresdner Bank ein hochrangiger Mitarbeiter der Staatssicherheit der DDR gewesen. Eine faire Ausschreibung für den Auftrag der russischen Regierung, die zur Versteigerung vorgesehene Yukos-Tochter Yuganskneftegaz zu bewerten, habe es nie gegeben. Gleiches gelte auch für die Betreuung der Fusion des Öl- und Gaskonzerns Gazprom mit Rosneft.

Bereits 2003 waren die schwergewichtigen US-Investmentbanken höchst verärgert darüber, dass nicht sie, sondern die im internationalen Vergleich eher unbedeutende DrKW beauftragt wurde, eine 1,75 Milliarden Dollar schwere Anleihe des mehrheitlich staatlichen Gazprom-Konzerns auf den Markt zu bringen. Auch dafür sei Warnig wegen seiner guten Beziehungen zu Putin der Türöffner gewesen.

Derartige Vorwürfe, ob bewusst oder unbewusst, treffen eine empfindliche Stelle. Gilt doch die Mitgliedschaft bei der Stasi als ein unauslöschlicher Makel, der die Glaubwürdigkeit eines jeden damit in Verbindung gebrachten Menschen sowie die seines Arbeitgebers empfindlich erschüttert.

Die Dresdner Bank ist sich keiner Schuld bewusst. Er habe Warnig in Ostberlin als damaligen Referenten im Wirtschaftsministerium kennen gelernt und ihn eingestellt, gibt der frühere Bank-Chef Bernhard Walter bei manager-magazin.de zu.

"Selbstverständlich hatte ich zu diesem Zeitpunkt keinerlei Hinweise auf eine frühere Stasi-Tätigkeit von Herrn Warnig". Warnig sei zwar überprüft worden, Hinweise auf Stasi-Kontakte habe es aber keine gegeben, so Walter. Erst "nach Jahren" habe ihm Warnig anvertraut, dass das Bundeskriminalamt seine Stasi-Vergangenheit überprüft habe, die Akte aber geschlossen wurde.

Laut Walter hat Warnig Putin nicht in Deutschland, wie vom Wall Street Journal behauptet, sondern erst 1991 in St.Petersburg kennen gelernt, wo er als stellvertretender Bürgermeister arbeitete. In dieser Zeit hat die Dresdner Bank auch nach einem schweren Unfall von Putins Frau einen Klinikaufenthalt in Deutschland finanziert.

Weitere Privatreisen auf Kosten der Bank, wie die Zeitung berichtet, habe es keine gegeben. Auch habe dies mit den guten Beziehungen zu Gazprom nichts zu tun, versichert Walter. Die habe er persönlich aufgebaut und Warnig erst Jahre später bei dem Unternehmen eingeführt. Wer also hat ein Interesse daran, der Dresdner Bank geheimdienstliche Kontakte zu Putin vorzuwerfen?

© SZ vom 25.02.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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