Korruptionsaffäre bei Infineon:Vorstand Zitzewitz zurückgetreten

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Nach der VW-Affäre wird auch der Chiphersteller Infineon von einem Korruptionsskandal erschüttert. Die Staatsanwaltschaft München ermittelt wegen des Verdachts auf Bestechlichkeit, Untreue und Steuerhinterziehung gegen Top-Manager. Vorstandsmitglied Andreas von Zitzewitz hat bereits seinen Rücktritt erklärt.

Damit tritt innerhalb von anderthalb Wochen zum zweiten Mal ein Vorstandsmitglied eines im Deutschen Aktienindex Dax notierten Unternehmens in einer Korruptionsaffäre zurück. In der vorletzten Woche hatte bereits der VW-Personalvorstand Peter Hartz seinen Rücktritt angeboten.

Erklärte seinen Rücktritt: Andreas von Zitzewitz. (Foto: Foto: dpa)

Der 45-jährige Zitzewitz, der seit 1999 im Vorstand der ehemaligen Siemens-Tochter sitzt, begründete am Sonntag seinen Rücktritt damit, er wolle das Unternehmen nicht mit den laufenden Untersuchungen belasten und sich ganz auf das sich abzeichnende Verfahren konzentrieren. Ein Sprecher des Konzerns erklärte: "Wir unterstützen die Behörden bei ihren Ermittlungen." Infineon sei an einer vollständigen Aufklärung des Falls interessiert.

Razzia in Büros und Häusern

Staatsanwälte, Kriminalpolizei und Steuerfahndung filzten am Freitag bei einer Großrazzia die Infineon-Zentrale in München. Zeitgleich durchsuchten fast 100 Beamte Büros und Privathäuser weiterer Beschuldigter und Zeugen in ganz Deutschland und der Schweiz. Auch der ehemalige Infineon-Vorstandschef Ulrich Schumacher bekam nach Informationen der Süddeutschen Zeitung Besuch von den Ermittlern. Allerdings gilt er den Angaben zufolge nur als Zeuge.

Anlass der Aktion ist ein schwerwiegender Verdacht. Zitzewitz, sowie dem früheren Infineon Manager Harald Eggers, der nun das Schweizer Technologieunternehmen Unaxis leitet, sowie dem Betreiber der Schweizer Sponsoring-Agentur BF Consulting, Udo Schneider, würden Untreue, Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung vorgeworfen, teilte die Münchner Staatsanwaltschaft mit. Der 2004 bei Infineon ausgeschiedene Eggers werde ebenfalls verdächtigt, Verträge gegen Zahlungen eingefädelt haben.

Die Aufdeckung der Affäre nahm mit dem spektakulären Führungswechsel bei Infineon im vergangenen Jahr ihren Anfang. Ex-Vorstandschef Ulrich Schumacher, ein begeisterter Motorsportfan, war nach einem Streit mit dem Vorstand entlassen worden.

Aufsichtsrat in Erklärungsnot

Der neue Vorstandsvorsitzende Wolfgang Ziebart wollte Kosten sparen und plante, die Motorsport-Aktivitäten von Infineon einzustellen. Dazu kündigte Infineon mehrere Verträge - auch den Vermarktungsvertrag mit der Schweizer Gesellschaft BF Consulting.

Die Firma wehrte sich mit einer Klage. BF-Chef Udo Schneider hatte zudem eine eidesstattliche Erklärung vorgelegt, in der es hieß, die Firma habe für die Sponsoring-Tätigkeit über drei Jahre auch eine Provision von rund 300000 Euro an das Vorstandsmitglied Zitzewitz gezahlt - auf dessen Wunsch hin und als Bedingung dafür, dass BF weiterhin für Infineon tätig bleiben durfte.

In Erklärungsnot gerät nun auch der Infineon-Aufsichtsrat. Der Vorsitzende des Kontrollgremiums, Max-Dietrich Kley, wusste bereits seit mehreren Monaten von den Vorwürfen. Im Unternehmen seien aber keine Beweise für diese Anschuldigungen gefunden worden, heißt es. "Für uns ist das eine bösartige Verleumdung", erklärte Kley noch im November 2004. Für den neuen Infineon-Chef Ziebart bedeutet die Korruptionsaffäre einen schweren Rückschlag im Bemühen um die Sanierung des Konzerns.

Top-Manager Zitzewitz war dafür vorgesehen, die wichtige Speichersparte des Konzerns nach einem möglichen Börsengang als Vorstandschef zu führen. Als kommissarische Nachfolger des Vorstands sind nach SZ-Informationen die Infineon-Manager Thomas Seifert und Michael Majerus im Gespräch.

© SZ vom 18.7.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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