Kooperation mit Musikkonzern EMI:Satisfaction bei Apple

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Der US-Computerhersteller Apple schickt sich wieder an, die ganze Branche umzukrempeln. In Kooperation mit EMI bietet Apples Musikhandel iTunes bald als erste Plattform Songs ohne Kopierschutz an.

Bei iTunes gibt es schon bald Songs von Top-Künstlern wie den Rolling Stones oder Norah Jones - und zwar frei von Kopierschutz. Der Grund dafür ist eine wegweisende Vereinbarung zwischen dem iTunes-Betreiber Apple und dem weltweit viertgrößten Musikkonzern EMI.

Wie Apple und EMI am Montag in London mitgeteilt haben, wird Apples iTunes Music Store als erste Plattform Musik ohne Kopierschutz anbieten - also frei von der DRM-Beschränkung (Digital Rights Management).

Dabei kann Apple auf fast den gesamten EMI-Katalog zurückgreifen. Die jüngste Entscheidung von EMI wird nach Meinung von Branchenkennern erheblichen Druck auf den gesamten Online-Musikhandel haben.

Ein Song für 1,29 Dollar

"Unser Ziel ist es, den Konsumenten das bestmögliche digitale Musik-Erlebnis zu bieten", sagte EMI-Chef Eric Nicoli. Bislang hätten die DRM- Beschränkungen unter den Musikfans vielfach für Frustration gesorgt.

EMI vollzieht damit eine Kehrtwendung in seiner Vertriebspolitik. Wie andere Branchenriesen auch, hat der in London ansässige Musikkonzern das unbeschränkte Kopieren von Musikdateien erbittert bekämpft und den Kopierschutz verteidigt.

Der Musikriese folgt als erster dem Aufruf von Apple-Chef Steve Jobs, Songs im Internet ohne Kopierschutz zu verkaufen und auf das so genannte Digital Rights Management (DRM) zu verzichten.

Bislang war ein möglichst sicherer Schutz der Online-Musik gegen illegale Piraterie für die Musikindustrie die absolute Grundvorgabe, um ihre Inhalte für den Online-Vertrieb freizugeben. Über die Internetseite "iTunes" von Apple werden derzeit rund 70 Prozent der legalen Musik heruntergeladen.

"Die Kunden werden das lieben"

Mit dem Format ohne Kopierschutz sollen die Musikstücke auch eine deutlich bessere Klang-Qualität besitzen. Apple verkauft die Songs künftig mit einer doppelt so hohen Bitrate wie bisher (256 statt 128 Kilobit pro Sekunde in der MPEG-4-Variante AAC).

Das neue Angebot von EMI soll das bisherige Angebot allerdings nicht ersetzen, sondern ergänzen. Einzelne Songs sollen in der verbesserten Qualität statt wie üblich 99 Cent für 1,29 Dollar angeboten werden. Alben will das Plattenlabel mit höherer Qualität jedoch zum gleichen Preis verkaufen wie kopiergeschützte.

Apple-Chef Steve Jobs erwartet, dass bis Ende 2006 die Hälfte aller Songs in iTunes ohne Kopierschutz angeboten werden. "Unsere Kunden werden das lieben."

Unbezahlte Downloads nicht verhindert

"Digitale Musik DRM-frei anzubieten ist für die Musik-Industrie der richtige Schritt nach vorn", sagte Jobs. Jobs hatte im Februar die Verantwortlichen in der Musikindustrie in einem offenen Brief aufgefordert, auf einen Kopierschutz generell zu verzichten. Die gängigen Systeme würden ohnehin nicht verhindern, dass Musik illegal kopiert werde.

Mit den "Digital Rights Management" (DRM) versucht die Musik-Industrie, Piraterie in großem Stil zu verhindern. Die verschiedenen Kopierschutz-Systeme sorgen allerdings auch dafür, dass die Verbraucher ihre gekauften Songs nicht einfach auf allen Playern nutzen können.

So können Songs aus dem iTunes Store nur auf dem iPod mobil abgespielt werden. Damit, so die Befürchtung der Musikindustrie, wird aber auch das Geschäft mit Online-Musik selbst ausgebremst. Nach Angaben des "Wall Street Journal" trägt der Online- Markt in den USA rund 15 Prozent zum Umsatz bei.

Spiel mit großen Risiken

Nach Meinung von Experten birgt der Richtungswechsel auch erhebliche Risiken. Derzeit ist die Art des Abspielgeräts und die Online-Plattform eng aneinander ausgerichtet.

So können auf iTunes herunter geladene Songs auch nur auf dem von Apple hergestellten iPod abgespielt werden. Auch Microsoft will mit seinem neuen Player Zune künftig dieselbe Strategie verfolgen.

Apple konnte davon bisher kräftig profitieren: Trotz des inzwischen fast unübersichtlichen Angebots verschiedenster Player ist es bislang noch keinem Hardware-Hersteller gelungen, die Marktführerschaft des iPod zu brechen.

Künftig sollen die Songs nicht nur frei von Kopierbeschränkungen, sondern auch auf allen Playern abgespielt werden können. Es wird sich zeigen, ob dann der Absatz des bekanntesten Apple-Produkts, des MP3-Players iPod, unverändert hoch bleibt.

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