Konzernumbau:Der letzte Söldner

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Investmentbanking-Vorstand Garth Ritchie verlässt die Deutsche Bank Ende des Monats. Der Konzernchef übernimmt das Ressort selbst.

Von Jan Willmroth, Frankfurt

Als andere vor Gericht standen oder gehen mussten im Zuge von Skandalen, machte Garth Ritchie weiter Karriere. Sein Aufstieg begann als Händler an der Börse in Johannesburg, in den frühen Neunzigerjahren. Er führte ihn über die Handelsräume der Deutschen Bank in London bis an die Spitze der Handelsabteilung und später bis in den Vorstand. Als Ressortchef für das Investmentbanking vertrat er zuletzt sogar Vorstandschef Christian Sewing. Nach fast 23 Jahren wird seine Zeit bald enden. Ritchie, 51 Jahre alt, werde die Bank zum 31. Juli verlassen, teilte die Deutsche Bank am Freitagnachmittag mit. Das geschehe "in gegenseitigem Einvernehmen".

Schon vor Monaten hieß es, seine Abberufung sei wahrscheinlich; Berichte darüber wurden zuletzt immer konkreter. Jetzt geht er selbst, wahrt damit ein Stück weit sein Gesicht und macht den Weg frei für einen Umbau, nach dem für Händler seiner Couleur kein Platz mehr ist.

Bankchef Christian Sewing werde selbst die Verantwortung für das Investmentbanking übernehmen, teilte die Bank mit. Die Zeit seit der Hauptversammlung Ende Mai hat Sewing damit verbracht, eine neue Strategie zu entwerfen, in der Bereiche wie der Aktienhandel oder der Handel mit Zinsprodukten offenbar vor allem als Abbauprodukte vorgesehen sind. Die Investmentbanking-Sparte soll zerschlagen werden, wie die SZ bereits berichtete. In einem neuen Unternehmensbereich will die Bank das Geschäft mit Unternehmenskunden und die Transaktionsbank bündeln. Die "Corporate Bank" getaufte neue Sparte dürfte den wichtigsten Teil der neuen Strategie darstellen.

Bis zu 20 000 Stellen könnte der Umbau am Ende kosten. Ritchies Aus steht sinnbildlich für den Abschied der Bank vom einstigen Anspruch, im Investmentbanking zur Weltspitze zu gehören. Sein Weg in den Vorstand begann unter Anshu Jain, dem legendären Chef-Investmentbanker, der später an der Konzernspitze scheiterte. "Anshus Army" wurden die Händler unter ihm zeitweise genannt, und Ritchie war einer der prominenteren dieser Söldner. Als der Schweizer Josef Ackermann noch die Bank anführte, 2010, wurde Ritchie Chef des Aktienhandels. Im Jahr 2016 wurde er Vorstand, als Co-Chef der Investmentbank. Im vergangenen Jahr stand er schon vor dem Absprung, als die Bank ihn mit dem Posten des stellvertretenden Vorstandschefs belohnte. Noch im September verlängerte sie seinen Vertrag vorzeitig um fünf Jahre. Die Geschäfte in seiner Sparte liefen zuletzt schlecht, in den vergangenen beiden Quartalen stand unter dem Strich ein Verlust.

Bankkreisen zufolge wird auch Regulierungsvorstand Sylvie Matherat ihren Job verlieren. Ihre Aufgaben soll jemand anderes übernehmen.

© SZ vom 06.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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