Konto im Ausland:Andere Länder, andere Konten

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Illustration: Stefan Dimitrov (Foto: N/A)

Viele Dienstleister bieten ihre Hilfe bei einer neuen Bankverbindung im Ausland an.

Von Marcel Grzanna

Die Eröffnung eines Kontos im Ausland kann Zeit, Geld und Nerven kosten. Ein Patentrezept zu einer schnellen Abwicklung gibt es nicht, weil die Bedingungen von Land zu Land verschieden sein können. Innerhalb der EU gelten andere Regelungen als auf dem afrikanischen Kontinent oder auch in der Volksrepublik China, wo strenge Kapitalkontrollen zügige Prozesse erschweren. Es gibt inzwischen eine wachsende Zahl von Dienstleistern, die sowohl Unternehmen als auch Privatleuten bei Einrichtung eines Kontos helfen und die leicht über das Internet gefunden werden können. Nicht alle sind allerdings ihr Geld wert, weswegen Interessenten sehr genau prüfen sollten, mit welchen Leistungen ein Anbieter lockt und wie hoch seine Gebühren sind.

Wachsender Beliebtheit für die Eröffnung von Bankkonten für Nichtansässige erfreuen sich unter anderem Länder wie Dubai oder Singapur. Das hat vermutlich gute Gründe, denn ohne existierendes Abkommen über einen Informationsaustausch können Behörden in Europa keine Daten über diese Konten anfordern. Nicht einmal zu den Namen von deren Inhabern wird den Behörden Zugang gewehrt.

Je nach Bank sind die Anforderungen an Mindesteinlagen sehr unterschiedlich. Dienstleister werben damit, ein Konto mit den besten Bedingungen für die Kunden am jeweiligen Ort zu ermitteln. In Dubai ist es sogar üblich, zunächst ein Unternehmen in der Freihandelszone zu registrieren, um über diesen Weg ein Konto für Nichtansässige eröffnen zu können. Dubai lockt seine Kunden damit, dass alle Profite der in der Freihandelszone gegründeten Firma für 50 Jahre von der Steuer befreit sind. Nicht einmal eine Mindesteinlage ist erforderlich.

In Europa gibt es dagegen strenge Richtlinien. Die Einrichtung eines Kontos kann hier schneller verweigert werden, wenn beispielsweise der Antragsteller gegen die EU-Vorschriften zur Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung verstößt. Für die noch 28 Staaten der Europäischen Union gilt prinzipiell, dass jeder offiziell gemeldete Bewohner auch das Recht auf die Eröffnung eines Kontos mit grundlegenden Zahlungsfunktionen besitzt. Banken dürfen einen entsprechenden Antrag auf Eröffnung eines solchen Basiskontos nicht ablehnen, nur weil jemand nicht in jenem Land lebt, in dem die Bank ihren Sitz hat. Die Funktionen eines Basiskontos beschränken sich auf Geldeinzahlungen und -abhebungen sowie den Eingang oder die Beauftragung von Zahlungen über Lastschriften oder Kartenzahlungen.

Wer ein Konto in einem EU-Land hat, kann im gleichen Land auch zu einer anderen Bank wechseln. Die neue Bank wendet sich dann an das vorherige Institut, um die Übermittlung der nötigen Daten einzuleiten, und informiert Arbeitgeber, Sozialversicherungsträger und Versorgungsunternehmen über den Kontowechsel. Möglicherweise fallen aber für die Schließung des alten Kontos Gebühren an.

In der Regel deutlich mehr Aufwand verlangt die Einrichtung von Geschäftskonten, die Firmen immer dann zwingend benötigen, wenn sie eine Niederlassung im Ausland eröffnen wollen oder planen, dort ein eigenständiges Unternehmen gründen zu wollen. Meistens verlangt das Gastgeberland sogar den Nachweis für ein eigenes Geschäftskonto, ehe es den Unternehmen eine Steuernummer zuweist. Die Firmen können sich selbst um die Einrichtung kümmern, müssen aber mit einem entsprechend hohen Zeitaufwand rechnen. Die Banken prüfen die Bonität und sehr oft auch Umsätze und Gewinne der Firmen. Die Zahlen müssen mit entsprechenden Unterlagen und Dokumenten nachgewiesen werden.

Doch auch die Bonität der jeweiligen Bank sollte gesichert sein, ehe sich das Unternehmen für ein Institut entscheidet. Beim Branchenportal Geldratgeber.de heißt es dazu: "Entscheidend ist hier, dass die Bank über ausreichende Kapitalreserven verfügt, sodass das Geld auch tatsächlich zu jedem Zeitpunkt unproblematisch an den Kontoinhaber ausgezahlt werden kann, wenn dieser es wünscht." Zum anderen besteht die Gefahr, dass das Finanzinstitut im schlimmsten Fall bei einer Insolvenz nicht mehr in der Lage ist, die Einlagen wieder an den Kunden auszuzahlen. Die Experten empfehlen hier eine Absicherung bei europäischen Banken, die durch die europäische Einlagensicherung bis 100 000 Euro Kapital pro Kunde geregelt ist. "Gerade bei ausländischen/außereuropäischen Angeboten ist es aber sinnvoll, sich über die jeweiligen Einlagensicherungen der Länder zu informieren, um das Verlustrisiko des eigenen Kapitals so gering wie möglich zu halten." Ein seriöser Anbieter für die Hilfe bei der Kontoeröffnung macht seinem Kunden klare Angaben über die Bonität des Instituts, das er vorschlägt. Verlockend wirkt auf potenzielle Kunden die Aussicht, dass sie in vielen Fällen nicht persönlich bei der Bank vorsprechen müssen, ganz gleich, ob das Konto in einem afrikanischen oder einem asiatischen Staat eröffnet werden soll. Das spart ihnen eine Menge Aufwand.

Interessant für Mittelständler wird zunehmend auch die Möglichkeit neuer Angebote aus der Finanztechnologie. Sie können dabei helfen, die Gebühren von Transaktionen zwischen zwei Währungsräumen zu senken. Wer Geld aus Europa in einen anderen Kontinent transferiert oder in die andere Richtung, muss Verluste durch Gebühren für den Wechselkurs und zusätzliche drei bis sechs Prozent für die Überweisung einberechnen. Die Gewinnspanne eines Geschäfts kann erheblich darunter leiden, was vor allem für Mittelständler sehr schmerzhaft sein kann.

Anbieter wie das finnische Start-up B2B Pay bieten die Möglichkeit, ein Iban-Konto mit Sepa-Funktion einzurichten. Damit können beispielsweise Tochterfirmen, die im nichteuropäischen Ausland registriert sind, Geld zu deutlich geringeren Transaktionsgebühren an die Zentrale in Europa schicken. Der Anbieter verspricht eine zügige Abwicklung binnen ein bis zwei Werktagen. Für Mittelständler in Europa kann so ein Angebot hilfreich sein, um einen Exporteur auf einem anderen Kontinent zu finden, der wegen der hohen Gebühren auf dem klassischen Weg eine Zusammenarbeit scheut.

© SZ vom 26.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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