Konsumverweigerung:Was wären wir ohne die Jugend

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Schon länger wirft man den Deutschen vor, dass sie zu wenig konsumieren. Für die Jüngeren gilt das wohl kaum: Sie verbrauchen weiterhin großzügig, was ihnen zur Verfügung steht - und das wird immer mehr.

Für ihr Handy geben die Kinder und Jugendlichen in Deutschland pro Jahr rund 2,5 Milliarden Euro aus.

Der Konsum von Kindern und Jugendlichen scheint von der Konjunktur abgekoppelt zu sein. (Foto: Foto: dpa)

Nach einer repräsentativen Studie des Münchner Marktforschungsinstituts iconKids & youth entfallen davon 190 Millionen Euro allein auf das Herunterladen von Spielen oder Klingeltönen.

Am meisten Geld investieren die jungen Menschen zwischen 6 und 19 Jahren allerdings mit 3,4 Milliarden Euro in Bekleidung und modische Accessoires. Fürs Ausgehen geben die Kids jährlich 2,3 Milliarden Euro aus, berichteten die Forscher.

Finanzieller Spielraum nimmt zu

Trotz der andauernd schwierigen Konjunkturlage hätten die Kinder und Jugendlichen immer mehr Geld zum Ausgeben. Ihnen stünden im laufenden Jahr rund 19 Milliarden Euro zur Verfügung - etwa 600 Millionen Euro mehr als im Jahr 2004.

Dies ist nach Angaben der Forscher umso erstaunlicher, als diese Altersgruppe im Jahr 2005 auf Grund des demographischen Wandels um insgesamt 110 000 auf 12,11 Millionen geschrumpft ist. "Kinder werden immer mehr zu einem knappen Gut: Und je weniger Kinder es gibt, desto mehr investiert man in sie.

Die Kids sind eindeutig von der derzeitigen wirtschaftlichen Lage der Erwachsenen abgekoppelt", erklärte Studienleiter Ingo Barlovic. Allerdings sehe es keinesfalls für alle Kinder und Jugendlichen finanziell rosig aus, räumte Barlovic auf Nachfrage ein. Weil die vorgestellte Studie jedoch mit Durchschnittswerten arbeite, werde der Aspekt von Kinderarmut nicht speziell ausgeleuchtet.

Viele gehen leer aus

Bei der Umfrage habe sich aber auch gezeigt, dass zehn Prozent der 10- bis 14-Jährigen kein regelmäßiges Taschengeld bekommen. Insofern gebe es durchaus einen Trend zur Zwei-Klassen-Gesellschaft, sagte Barlovic.

Nach der repräsentativen Studie, für die 1439 Kinder und Jugendliche in Deutschland befragt wurden, beträgt das jährliche Pro- Kopf-Einkommen der 6- bis 19-Jährigen im Jahr 2005 durchschnittlich 1570 Euro, 60 Euro mehr als noch im Jahr 2004. Allein 4,7 Milliarden Euro gehen als regelmäßiges Taschengeld an diese Altersgruppe. Auf 7,1 Milliarden Euro summieren sich die Nettogehälter derjenigen, die schon im Berufsleben stehen.

Daneben gibt es eine Reihe zusätzlicher Einnahmequellen wie außerplanmäßige Zuschüsse von den Eltern, Einkünfte aus kleineren Jobs und Nebentätigkeiten und vor allem Geldgeschenke zu Weihnachten oder zum Geburtstag. Allein diese Geschenke schlagen mit jährlich rund 2,4 Milliarden Euro zu Buche.

Sparen ist out

Mit insgesamt 19,8 Milliarden Euro würden die Ausgaben der jungen Menschen im laufenden Jahr deren Einnahmen etwas überstiegen, hieß es. Somit würden die Kids auch ihre Sparguthaben leicht anzapfen, auf denen insgesamt 6,3 Milliarden Euro lägen. "Bei Kindern und Jugendlichen ist Konsumverweigerung out.

Wenn die Erwachsenen nachziehen würden, könnte es der Konjunktur endlich besser gehen", erklärte Barlovic. Wie die Studie weiter ergab, kaufen die jungen Leute für jährlich gut 1,1 Milliarden Euro Musik-Kassetten und -CDs, eine Milliarde Euro investieren sie in Körperpflege sowie Kosmetik und 960 Millionen Euro geben sie für Computer, Software und Videospiele aus.

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