"Konsum" in Bayern:Der Ost-Supermarkt macht rüber

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Die ehemalige DDR-Handelskette hat erstaunlichen Erfolg mit der Vermarktung von regionalen Produkten und Bio-Lebensmitteln. Jetzt kommt sie nach Westen.

Stefan Weber

Im Frühjahr 2000 erhielt Roger Ulke ein ungewöhnliches Angebot. Der gelernte Holztechniker stand damals in Diensten eines niederländischen Beratungsunternehmens und hatte den Auftrag, für die Supermarkte-Kette Konsum Dresden ein Ladenkonzept zu entwickeln.

(Foto: Foto: ddp)

"Die Ideen gefielen dem Management so gut, dass sie mir gleich die Verantwortung für das gesamte Marketing übertragen wollten", erinnert sich Ulke. Der damals 36-Jährige willigte ein und war damit Vorstand eines der bekanntesten Unternehmen der ehemaligen DDR. Als Konsumverein "Vorwärts" war das Unternehmen im Sommer 1888 gegründet worden.

Kleiner Überschuss

Aber außer Tradition hatte die genossenschaftlich organisierte Gruppe bis vor wenigen Jahren wenig zu bieten. Im Wettstreit mit den modernen Märkten der westdeutschen Konkurrenten verloren die Konsum-Filialen in Dresden und Umgebung immer mehr Kunden. Und nicht nur dort. Von den knapp 200 Konsumgenossenschaften, die zu DDR-Zeiten zusammen mehr als 30.000 Läden und Warenhäuser betrieben, sind nur noch 19 übriggeblieben. Konsum Dresden ist mit 42 Läden der Größte.

Ulke, seit 2004 Vorstandschef des Unternehmens, ließ die Läden umbauen und änderte das Konzept: Statt wie zu DDR-Zeiten möglichst viel unter einem Dach anzubieten, setzte er auf Frische. Fortan standen vornehmlich Produkte aus der Region, Bio-Lebensmittel, aber auch internationale Spezialitäten in den Regalen.

Zu dieser Zeit glaubten viele Mitbewerber noch, die Verbraucher seien vornehmlich an niedrigen Preisen interessiert. Konsum Dresden bewies, dass es auch anders geht. Im vergangenen Jahr erwirtschafteten die 42 Läden einen Umsatz von 105 Millionen Euro; zum dritten Mal hintereinander verblieb ein - wenn auch bescheidener - Überschuss.

Jetzt will die Gruppe auch im Westen Fuß fassen. Am Dienstag eröffnete Konsum im bayerischen Erlangen den ersten Markt in den alten Bundesländern. Weitere Schritte sind geplant. "Wir wollen nicht bundesweit aktiv werden. Aber drei, vier neue Märkte zunächst in Nordbayern - das wollen wir schaffen", kündigte der Vorstandschef an.

Premium-Supermarkt

Sollten Mitbewerber Standorte abgeben, will er auch Übernahmen nicht ausschließen. Das wäre nicht das erste Mal. Vor sieben Jahren kaufte Konsum der Firmengruppe Tengelmann deren 14 Kaiser's-Filialen in Dresden ab.

Dekoration und Sortiment der Konsum-Läden erinnern an riesige Feinkostläden. Dazu passt die neue Kleidung des Marktpersonals: Die Mitarbeiter tragen weiße Hemden oder Blusen, beigefarbene Schürzen und rote Tücher oder Krawatten. Ulke weiß um das Überangebot an Läden im Lebensmittelhandel. Allein in Dresden gibt es pro 1000 Einwohner 410 Quadratmeter Ladenfläche. "Gesund sind aus Händlersicht 150 Quadratmeter."

Dennoch ist der Konsum-Chef überzeugt, dass sich in der Nische, die sein Unternehmen besetzt, leben lässt. "Premium-Supermärkte mit Produkten aus der Region haben Potential." Deshalb hält der ehemalige Ladenbauer an seinem Konzept fest. Über den Preis will er nicht konkurrieren.

"Discount ist nicht unsere Sache." Gegen die Marktmacht von Aldi & Co. könnte er auch kaum bestehen. Seine Mitbewerber sind Supermarktbetreiber wie Rewe, Edeka oder Tengelmann, die ebenfalls zunehmend auf frische Artikel, Bio-Erzeugnisse und Spezialitäten setzen.

© SZ vom 20.9.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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