"Europa hat die Vorherrschaft im Software-Sektor und in der Halbleiterindustrie verloren; wir können uns nicht leisten, auch noch den Kampf um die digitale Wirtschaft aufzugeben."
Die Sätze stammen von François Bourdoncle, Chef und Gründer der französischen Suchmaschine Exalead. Der 42-Jährige hat dem nordamerikanischen Marktführer Google den Krieg erklärt. Exalead fordert die Suchmaschine heraus, mit der die meisten Nutzer weltweit im Internet suchen.
Mit Werbung, die um die Suchanfragen platziert ist, hat Google im abgelaufenen Jahr wohl mehr als zehn Milliarden Dollar umgesetzt. Diese Geschäfte sollen nicht länger an europäischen Firmen vorbeigehen, fordert Bourdoncle - und kopiert dazu amerikanische Ideen.
Ende 2006 startete Bourdoncle die Konsumentenversion der Suchmaschine Exalead. Zuvor hatte das Unternehmen nur Geschäftskunden entsprechende Lösungen geboten.
Ein Achtungserfolg
Eine Million Besucher zählte die Exalead-Seite zu Beginn. Das ist ein Achtungserfolg, denn die Nutzer kamen nur über Mundpropaganda zu dem Angebot. Dennoch: Die Internetauftritte von Google und Yahoo surfen Monat für Monat etwa 500 Millionen Menschen an.
"Wir wollen die Nummer fünf im Markt sein", gibt Bourdoncle daher als bescheidenes Ziel aus. Nach den beiden führenden US-Suchmaschinen sollen nur noch die ebenfalls amerikanischen Angebote MSN von Microsoft sowie Ask.com in der Gunst der Nutzer vor dem französischen Angebot kommen.
Ganz ohne Hilfe der Amerikaner funktioniert aber auch Exalead nicht. Die Werbung rund um die Suchergebnisse platziert Yahoo. Der Aufbau eines eigenen Vertriebs für die Online-Anzeigen käme im Moment zu teuer, erklärt Bourdoncle. "Wir können keinen Mehrfrontenkrieg führen."
Google als Vorbild
Bei der Optik hat Exalead einiges bei Google abgeschaut: Die Startseite von Exalead.de ähnelt der von Google.de. Der Firmenname steht groß über einem langen, flachgezogenen Eingabefeld für die Suchanfragen.
Wie bei Google verzieren kleine Grafiken die Webseite zu besonderen Anlässen: So grüßt zu Weihnachten das Exalead-Logo mit Nikolausmütze in verschneiter Landschaft - bei Google weisen Kängurus geschmückt mit Girlanden rund um den Google-Schriftzug auf das Fest hin.
Finanzieller Hilfe aus Übersee hat es Bourdoncle zu verdanken, dass er sein eigenes Unternehmen an den Start bringen konnte. Der promovierte Informatiker entwickelte Anfang der neunziger Jahre mit Patrice Bertin eine Technologie, die Suchergebnisse strukturiert. Diese verkaufte er an Altavista.com, damals eine der bekanntesten US-Suchmaschinen, inzwischen ein Geschäftsbereich von Yahoo. Mit dem Erlös gründeten die beiden Franzosen vor sechs Jahren Exalead.
Quaero bleibt wichtig
Mit den Firmenprodukten hat sich das Unternehmen inzwischen etabliert. Exalead gehört daher zu den Beteiligten am Quaero-Projekt, einer ehemals deutsch-französischen Initiative, um den Anschluss bei den Suchmaschinen nicht zu verpassen. Ende 2006 kam jedoch der Bruch: Deutschland und Frankreich forschen künftig getrennt.
Für Exalead bleibe Quaero weiter wichtig, sagt Bourdoncle. Die Forschung würde künftig in die eigene Technik einfließen. Anders als der Marktführer bei der Internetsuche sei seine Firma weiter auf Kooperationen angewiesen, erklärt er. "Ich habe nicht das Geld, alle Partner aufzukaufen - wie das Google machen würde."