Konjunkturkrise:Ökonomen befürchten Jahrhunderteinbruch

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Schrumpft die Wirtschaft um vier, fünf - oder gleich sieben Prozent? Die Volkswirte der Commerzbank rechnen mit schrecklichen Zahlen, die alle anderen Prognosen über den Haufen werfen.

Die Finanzkrise zieht die deutsche Wirtschaft nach Erwartung der Commerzbank noch weitaus tiefer in den Keller als bislang erwartet.

"Wir erleben keine traditionelle Rezession, sondern eine Unsicherheitsrezession." (Foto: Foto: AP)

In einer Analyse erwarten die Experten des Instituts für 2009 einen Einbruch um sage und schreibe bis zu sieben Prozent. Damit legt die Commerzbank die bislang pessimistischste Prognose für Deutschland vor.

Die Zahlen übertreffen die früherer Rezessionen bei weitem. "Seit dem Zweiten Weltkrieg gab es nur wenige Rezessionsjahre und in ihnen schrumpfte die Wirtschaftsleistung - gemessen an den revidierten Zahlen - nie um mehr als ein Prozent", betont Jörg Krämer, Chefvolkswirt bei der Commerzbank. Dies mache die Dimension der Krise deutlich.

Für die Bürger werde sich der Abschwung vor allem in einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit bemerkbar machen: Krämer erwartet, dass die Zahl der Arbeitslosen bis Jahresende auf vier Millionen steigt, im kommenden Jahr dann bis auf 4,75 Millionen.

Dabei unterscheide sich die aktuelle Krise von früheren weniger durch die absolute Höhe der Arbeitslosenzahl, sondern vor allem durch deren raschen Anstieg.

"Welt im Unsicherheitsschock"

Auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat seine Prognose für 2009 nochmals deutlich gesenkt. Die Berliner Experten rechnen jetzt mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um vier bis fünf Prozent - der schlechte Start ins neue Jahr und die aktuelle Entwicklung ließen keine anderen Schlüsse zu.

Bei der Commerzbank hieß es: "Wir erleben keine traditionelle Rezession, sondern eine Unsicherheitsrezession. Die Weltwirtschaft steht unter einem Unsicherheitsschock."

Auch im kommenden Jahr werde es keine Aufwärtsbewegung geben, die den Namen Aufschwung verdiene, behaupten die Volkswirte des Instituts. Gälte dies auch für die folgenden Jahre, würden Deutschland, der Euroraum und die USA auf ein "verlorenes Jahrzehnt" zusteuern.

"Dramatik ohne Beispiel"

Bislang rechnete die Commerzbank mit einem Einbruch der Wirtschaftskraft zwischen drei und vier Prozent, jetzt sind es sechs bis sieben Prozent.

"Das liegt vor allem daran, dass die zuletzt veröffentlichten Auftragseingangs- und Produktionsdaten für Januar mit einer Dramatik eingebrochen sind, die ohne Beispiel in der deutschen Nachkriegsgeschichte ist", heißt es in der Studie.

Das habe der bisherigen Prognose "den Boden unter den Füßen weggezogen". Bislang hatte die Commerzbank damit gerechnet, dass allein schon im Vergleich zum zum vierten Quartal das Wachstum um enorme 1,5 Prozent schrumpfen würde. Auf das Jahr hochgerechnet würde dies ein Minus von sechs Prozent bedeuten. Doch der "Kollaps der Auftragseingänge" lege nahe, dass die Industrieproduktion weiter fallen werde.

Im ersten Quartal als Ganzes dürfte die Industrieproduktion gegenüber dem Vorquartal nochmals um 15 Prozent schrumpfen. Würden für die übrigen Wirtschaftssektoren auch nur moderate Rückgänge unterstellt, ergebe sich für das Bruttoinlandsprodukt ein Minus von nicht nur 1,5 Prozent, sondern satten 3,5 Prozent - und das im Vergleich zum vierten Quartal.

Damit hat die Commerzbank den Wert für das erste Quartal im Vergleich zum Vorquartal gleich um zwei Prozent nach unten revidiert - gemessen an den üblichen Prognoseänderungen ist das eine enorme Korrektur.

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