Konjunktur:Noch wird gefeiert, doch der Kater kommt bestimmt

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Der ifo-Geschäftsklimaindex hat sich im September auf hohem Niveau nahezu halten können - die befürchtete Absenkung blieb damit aus. Wie lange die Lage noch so rosig bleibt, ist allerdings äußerst zweifelhaft.

Das viel beachtete Konjunkturbarometer sei von 105,0 Punkten im Vormonat auf 104,9 Punkte gefallen, teilte das ifo Institut am Dienstag in München mit. Das war der dritte Rückgang in Folge.

Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau ist derzeit im Aufwind: So genannte Stahlcoils im Generatorenwerk Erfurt des Siemens-Konzerns. (Foto: Foto: dpa)

Volkswirte hatten im Durchschnitt mit einer deutlicheren Stimmungsabkühlung auf 104,3 Punkte gerechnet. Im Juni hatte der Index noch den höchsten Stand seit mehr als 15 Jahren erreicht.

Gelassenheit an den Finanzmärkten

An den Finanzmärkten hatte der ifo-Index keine großen Auswirkungen "Diese Umfrageergebnisse sprechen für eine Fortsetzung der insgesamt robusten Konjunkturentwicklung; zu Beginn des nächsten Jahres ist aber mit einer Dämpfung zu rechnen", sagte ifo-Vorstandsmitglied Gebhard Flaig.

Dem nahezu unveränderten ifo-Geschäftsklima im September stehen zwei gegenläufige Entwicklungen gegenüber. Die vom ifo Institut befragten Unternehmen beurteilen die Perspektiven auf Sicht von sechs Monaten erneut weniger positiv als im Vormonat.

Der Erwartungsindex fiel auf 98,9 Punkte von revidiert 101,4 (101,5) Punkten. Der Index für die Lagebeurteilung legte hingegen überraschend auf 111,3 Punkte von revidiert 108,7 (108,6) Zählern im Vormonat zu.

Deka-Bank: Keine grundlegend positive Überraschung

Die befragten Experten hatten bei den Erwartungen mit einem Rückgang auf 100,6 und bei der Lagebeurteilung auf 108,3 Punkte gerechnet. Der leichte Rückgang des ifo-Geschäftsklimas ist nach Einschätzung der DekaBank keine grundlegend positive Überraschung.

Der Rückgang sei zwar nicht so kräftig ausgefallen wie allgemein befürchtet, der Grund sei aber eine "übertrieben euphorische Lageeinschätzung", sagte DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle am Dienstag der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.

Der kräftige Anstieg der Lagebeurteilung decke sich nicht mit den harten Daten zu Produktion und Bruttoinlandsprodukt. "Der neuerliche Rückgang der Erwartungen ist der verlässlichere Indikator", sagte Scheuerle. Im 1. Quartal 2007 dürfte das BIP in Deutschland auf Grund der Steuererhöhungen und der nachlassenden globalen Wachstumsdynamik leicht schrumpfen.

Landesbank Baden-Württemberg: "kein Grund für Pessimismus"

Optimistischer zeigt sich hingegen die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Bislang gebe es keinen Grund, für das kommende Jahr pessimistisch zu sein, hieß es in einer am Dienstag veröffentlichten Studie.

"Der hohe Stand des ifo Geschäftsklimas bestätigt unsere optimistischen Erwartungen." Auch die Postbank erwartet "keine ausgewachsene Schwächephase" durch die Mehrwertsteuererhöhung.

Die gute Auftragslage in der deutschen Industrie hat nach Einschätzung von HSBC Trinkaus & Burkhardt die Lagebeurteilung beim ifo-Geschäftsklimaindex gestützt.

Gedämpfte Erwartungen

Die Erwartungen seien durch die angekündigte Mehrwertsteuererhöhung in Deutschland und die Abschwächung am US-Immobilienmarkt gedämpft worden, sagte Thomas Amend, Volkswirt bei HSBC Trinkaus & Burkhardt. Der immer noch auf einem hohen Niveau liegende ifo-Index könnte auch durch den gesunkenen Ölpreis gestützt worden sein.

Das ifo-Geschäftsklima basiert auf einer Umfrage unter rund 7.000 Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes, des Bauhauptgewerbes, des Großhandels und des Einzelhandels. Die Unternehmen werden gebeten, ihre gegenwärtige Geschäftslage zu beurteilen und ihre Erwartungen für die nächsten sechs Monate mitzuteilen.

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