Konjunktur:Konjunkturerwartungen sinken überraschend

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Die Hoffnungen auf einen Aufschwung in Deutschland haben einen Dämpfer bekommen. Das Konjunkturbarometer des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) ging im Oktober leicht zurück.

In den drei vorangegangenen Monaten hatte das Stimmungsbarometer jeweils einen kräftigen Anstieg verzeichnet. Das Oktober-Ergebnis zeige, "dass der Optimismus anhält, aber die Unsicherheit über die Konjunkturerholung noch nicht gänzlich verflogen ist", erklärte das ZEW in Mannheim.

Wachstumsrisiko Dollartalfahrt

Als größte Wachstumsrisiken nannten derweil die deutschen Banken eine weitere Talfahrt des Dollar und ein Scheitern der Reformen in Deutschland.

Der ZEW-Indikator, der die Konjunktur- und Kapitalmarkterwartungen von mehr als 300 institutionellen Anlegern und Analysten widerspiegelt, sank im Oktober um 0,6 Punkte auf 60,3 Zähler. Ein Grund dafür sei der zuletzt wieder erstarkte Euro, der die Umsätze und Gewinne der wichtigen deutschen Exportwirtschaft gefährde, erklärte das ZEW.

Sinkende Industrieproduktion in Deutschland

Zudem seien die Konjunkturzahlen aus dem In- und Ausland uneinheitlich. So stehe etwa guten Arbeitsmarktdaten aus den USA ein schwaches US-Verbrauchervertrauen gegenüber, während in Deutschland die Auftragseingänge wieder zugenommen hätten, aber die Industrieproduktion im August wider Erwarten deutlich gefallen sei.

Der Bundesverband der Deutschen Banken (BdB) warnte in Berlin, dass ohne die Reformprojekte der Bundesregierung in Deutschland kein nennenswerter Aufschwung zu erwarten sei.

Nach der Rezession im ersten Halbjahr werde die deutsche Wirtschaft im Gesamtjahr stagnieren, erklärte Norbert Walter, Chefvolkswirt der Deutschen Bank zur Vorstellung der Konjunkturumfrage des Bankenverbands.

Leichter Aufwährtstrend

Grund sei der leichte Aufwärtstrend in der zweiten Jahreshälfte. "Ob es eine schwarze oder rote Null wird, ist derzeit nur schwer auszumachen." Im kommenden Jahr werde das Bruttoinlandsprodukt dann voraussichtlich um 1,6 Prozent zulegen. Voraussetzung sei, dass die Steuerreform wie von der Bundesregierung geplant vorgezogen werde und der private Verbrauch wieder in Schwung komme, betonte Walter.

Auch ein Scheitern der in der Agenda 2010 enthaltenen Reformen würde "das Vertrauen von Investoren und Konsumenten nachhaltig schädigen". Die "konsequente Umsetzung der angekündigten Reformen" mahnten auch die Volkswirte von Allianz und Dresdner Bank an.

Zweiprozentiges Wachstum möglich

Dann könne die deutsche Wirtschaft im kommenden Jahr sogar - wie auch von der Bundesregierung angenommen - um zwei Prozent wachsen, erklärte Chefvolkswirt Michael Heise zur Konjunkturprognose von Allianz/Dresdner Bank. Vom Frühjahr an wird demnach die Arbeitslosigkeit wieder konjunkturbedingt sinken.

Allerdings werde die Arbeitslosenzahl 2004 mit 4,43 Millionen im Jahresdurchschnitt nicht geringer sein als 2003.

Das größte Risiko für die Weltkonjunktur und damit auch Gefahren für die deutsche Wirtschaft birgt aus Sicht des Bankenverbands derzeit noch vor steigenden Ölpreisen eine beschleunigte Talfahrt des US-Dollar.

Vor den "verhängnisvollen" Auswirkungen eines zu starken Euro warnte auch Bundesbank-Präsident Ernst Welteke: Ein weiterer Dollar-Kursverfall würde die Wettbewerbsfähgkeit der europäischen Exporteure beeinträchtigen und dadurch die Weltkonjunktur bremsen, sagte Welteke Bloomberg TV.

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