Konjunktur in China:"Blaupause für die Weltwirtschaft"

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Die Krise der Weltwirtschaft erfasst zwar auch China, dessen Wirtschaft im ersten Quartal ungewöhnlich langsam gewachsen ist. Doch der nächste Aufschwung steht schon an.

Chinas Wirtschaft ist im ersten Quartal so langsam gewachsen wie seit mindestens 17 Jahren nicht mehr. Zwischen Januar und März stieg das Bruttoinlandsprodukt nur noch um 6,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie das Nationale Statistikbüro am Donnerstag mitteilte.

Baustelle in Schenjang: Trotz abgebremster Wachstumswerte will China immer noch hoch hinaus. (Foto: Foto:)

Das ist das kleinste Plus seit Einführung der Statistik 1992. Ökonomen hatten im Durchschnitt mit 6,3 Prozent gerechnet. 2008 war die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt noch um neun Prozent gewachsen.

"Unsere Wirtschaft sieht sich einer Abkühlung ausgesetzt", sagte der Sprecher des Statistikamtes, Li Xiaocho.

Gebremst wurde China vor allem von den Einbrüchen beim Export. Wegen der Rezession beim wichtigsten Handelspartner USA und in anderen Industriestaaten brachen die Ausfuhren allein im Februar um mehr als ein Viertel ein und damit so stark wie noch nie. Konjunkturlok blieb dagegen der private Konsum.

Gute Position im internationalen Vergleich

Der Einzelhandelsumsatz stieg in den ersten drei Monaten um rund 15 Prozent. Auch Investitionen trugen zum Wachstum bei: Sie legten um 28,6 Prozent zu.

Trotz der Verlangsamung steht die Volksrepublik im internationalen Vergleich gut da. Von den fünf größten Wirtschaftsnationen ist sie die einzige, die noch wächst.

Für das ebenfalls stark exportabhängige Deutschland - weltweit die Nummer vier - sagen Experten für 2009 ein Minus von bis zu sieben Prozent voraus. China wird dagegen zugetraut, das selbst gesteckte Wachstumsziel von acht Prozent zu erreichen.

"China hatte einen sehr schwachen Jahresauftakt, doch schon im März hat eine Stabilisierung begonnen - auch weil das Konjunkturprogramm zu wirken beginnt", sagte der Experte der Royal Bank of Canada in Hongkong, Brian Jackson. "In der zweiten Jahreshälfte dürfte es schrittweise nach oben gehen."

Die Regierung hat Konjunkturhilfen von rund 450 Milliarden Euro angekündigt. Vorgesehen sind unter anderem Investitionen in die Infrastruktur und Steuererleichterungen.

Auch nach Einschätzung der Unicredit hat China als erstes wichtiges Land die konjunkturelle Wende geschafft. Das vergleichweise schwache Wachstum der chinesischen Wirtschaft im ersten Quartal von "lediglich" 6,1 Prozent habe einen trügerischen Schein.

Riesige staatliche Ausgabenprogramme

Veränderungen des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gegenüber dem Vorjahr sagten wenig über die konjunkturelle Dynamik aus. Wendepunkte ließen sich nur zeitnah erkennen, wenn die Entwicklung gegenüber dem Vorquartal analysiert werde. Hauseigenen Berechnungen zufolge hat das chinesische Wachstum im Vergleich zum Jahresende 2008 bereits wieder spürbar zugelegt. Grund seien die riesigen staatlichen Ausgabenprogramme.

China habe damit "eine Art Blaupause" für die Weltwirtschaft gezeichnet, betonte Deutschland-Chefvolkswirt Andreas Rees von der Unicredit. Vieles von dem was in China derzeit in extremer Form passiere, dürfte sich abgeschwächt in anderen Ländern wiederholen.

Die Weltwirtschaft insgesamt werde sich aufgrund der Fiskalpakete zumindest allmählich stabilisieren. Das staatlich angestoßene "Wachstum um jeden Preis" werde allerdings früher oder später seinen Tribut fordern. "Das Risiko eines Strohfeuers, einer gespaltenen Konjunktur und steigender Inflationsraten weltweit ist hoch", betonte Rees.

© sueddeutsche.de/Reuters/dpa-AFX/pak/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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