Konjunktur:Deutsche Wirtschaft in der Sommer-Starre

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Die deutsche Wirtschaft ist im zweiten Quartal des Jahres in die Stagnation zurückgefallen. Zwar blieben die Exporte stark und die Unternehmen investierten mehr. Doch die Importe stiegen noch stärker und die Verbraucher zeigten sich zurückhaltend.

Im zweiten Quartal blieb das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal preis-, saison- und kalenderbereinigt mit 0,0 Prozent konstant, meldete das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden.

Ein Container-Schiff wird am Burchardkai in Waltershof in Hamburg beladen. Der Export lief im vergangenen Quartal zwar auf Hochtouren, aber die Importe stiegen noch stärker. (Foto: Foto: ddp)

Zu Jahresbeginn war die Wirtschaftsleistung noch deutlich um 0,8 Prozent gestiegen - allerdings war dieser Wert statistisch überhöht. Experten rechnen für das laufende dritte Quartal allerdings bereits wieder mit einer deutlichen Erholung.

Der Export läuft zwar weiter auf Rekordniveau. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres stiegen die Ausfuhren um 5,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr und erreichten mit 382 Milliarden Euro einen Rekordwert in der Nachkriegsgeschichte.

Saldo entscheidend

Da gleichzeitig aber die Importe mengenmäßig stärker zulegten als die Exporte, ergab sich für den Außenbeitrag ein Minus. Der Saldo von Exporten und Importen ist für die konjunkturelle Entwicklung entscheidend.

Das schwache Wachstum überraschte viele Experten, die größtenteils mit leicht positiven Zahlen gerechnet hatten. Von einer Rezession wollten Volkswirte aber nicht sprechen. "Die Konjunktur hat an Schwung verloren, aber die Delle ist bereits durchschritten", sagte Volkswirt Andreas Scheuerle von der DekaBank.

Bereits im Juni habe sich die Dynamik wieder erhöht. Rechnet man das Wachstum des ersten Halbjahres zusammen, ergibt sich ein solides Plus von 0,6 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2004.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) erwartet wegen der guten Auftragslage und einer Aufhellung der Stimmung für das dritte Quartal ein Wachstum von 0,5 Prozent zum Vorquartal.

An Prognosen wird fest gehalten

Wirtschaftsforschungsinstitute und Großbanken halten ungeachtet der neuen Daten an ihrer Prognose für das Gesamtjahr fest. Die führenden Institute hatten ihre Schätzung bereits im Frühjahr von 1,5 auf 0,7 Prozent halbiert, die Bundesregierung geht von 1,0 Prozent aus.

Das Bundesamt korrigierte am Donnerstag seine Daten für die letzten Jahre. Demnach blieb das Wachstum im ersten Quartal 2005 mit 0,8 Prozent fast drei Zehntel niedriger als bislang berechnet. Die Statistiker hatten zunächst von mehr als 1,0 Prozent Plus gesprochen.

Das Konjunkturtal im zweiten Halbjahr 2004 fiel mit zwei Mal minus 0,1 Prozent im dritten und vierten Quartal tiefer aus als zunächst gemeldet.

Zwei Arbeitstage mehr

Im Vergleich zum Vorjahr wuchs die Wirtschaft im zweiten Quartal dagegen um 1,5 Prozent. Allerdings standen zwei Arbeitstage mehr zur Verfügung als vor einem Jahr. Rechnet man diesen Kalendereffekt heraus, hätte das Wachstum lediglich 0,6 Prozent betragen.

Die Wirtschaftsleistung wurde im zweiten Quartal von 38,9 Millionen Erwerbstätigen erbracht, das waren 0,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Ausführlichere Ergebnisse gibt das Statistische Bundesamt am 23. August bekannt.

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