Kommentar:Zwergen-Airports

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Rheinland-Pfalz hat sich mit dem Flughafen Hahn blamiert, Zu Recht. Andere Länder sollten sich nicht freuen.

Von Susanne Höll

Die rheinland-pfälzische Landesregierung hat sich in der Affäre um den Flughafen Hahn bis auf die Knochen blamiert, das ist keine Frage. Kritik, Spott und Häme müssen die Mainzer nun mit Recht ertragen. Wer beim Verkauf eines Landesflughafens auf einen betrügerischen Geschäftsmann aus China hereinfällt, den neugierige Journalisten binnen Tagen als windigen Hochstapler identifizierten, hat das auch verdient. Landesregierungen anderswo in Deutschland sollten aber besser keine Witzchen über die Deppen vom Rhein reißen. Sondern an ihre eigenen Regionalflughäfen denken, die Jahr für Jahr rote Zahlen schreiben, und um die es in den allermeisten Fällen noch viel schlechter bestellt ist als um den Airport im Hunsrück.

Denn der ist mit zuletzt 2,6 Millionen Passagieren im Jahr sozusagen ein Star unter den Regionalflughäfen. Auf seinen Bahnen können Großflugzeuge landen und starten, er liegt im ökonomisch potenten Rhein-Main-Gebiet und war zwischenzeitlich recht erfolgreich im Frachtgeschäft. Etliche der rund drei Dutzend ländereigenen Airports in Deutschland muten dagegen wie Klitschen an. Wenn man so einen Flughafen weder profitabel führen noch ihn an einen einigermaßen seriösen Privatinvestor verkaufen kann, bleibt die Frage, was man mit ihm machen soll. Die Antwort lautet: schließen. Und zwar so schnell wie möglich.

Die Abermillionen Steuergelder, die die Landesregierungen Jahr für Jahr in die meist defizitären Klein-Airports stecken, sind verlorenes Geld. Die Projekte verdanken ihre Existenz allzu oft einer toxischen Mischung aus ursprünglich wohlgemeinter Strukturpolitik und politischem Größenwahn.

Das wahre Leben zeigt, dass sich Zwergen-Airports einfach nicht rentieren

Der Hahn war ein Überbleibsel aus den Zeiten des Kalten Krieges, ein US-Fliegerhorst, von dessen Umwandlung sich der ehemalige SPD-Ministerpräsident Kurt Beck Prosperität für die Region erhoffte. Ein sicher edles Ziel. Die Nordhessen zeterten der Landesregierung in Wiesbaden jahrelang die Ohren voll, dass der Verkehrslandeplatz in Calden bei Kassel unbedingt ein wahrhaftiger Flughafen werden müsse, eine Art Mini-Fraport für Ferienflieger im strukturschwächeren Norden. Das Ding wurde gebaut und entpuppt sich als Millionengrab. Größenwahn.

Das wahre Leben zeigt, dass sich Zwergen-Airports nicht rentieren. Das Steuergeld, das sie am Leben erhält, wäre anderswo besser angelegt. Im Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs zum Beispiel. In vielen ländlichen Regionen wären die Leute froh, wenn die Busse öfter führen. Oder die örtlichen Schulen Toiletten hätten, die diesen Namen auch verdienen.

Im bekanntlich finanzkräftigen Hessen hat die schwarz-grüne Landesregierung nach langem Streit entschieden, dass die Beamten ein Prozent mehr Geld bekommen sollen. Die Schuldenbremse verbiete höhere Ausgaben. Meine Güte. Jedes Jahr wird jeder seltene Flug aus und nach Calden mit ein paar Tausend Euro subventioniert, während der gering entlohnte hessische Justizvollzugsbeamte auf bessere Zeiten vertröstet wird.

Aus und Schluss mit den kostspieligen Klein-Flughäfen. Das kleine und vom historischen Schicksal wahrlich nicht begünstigte Saarland mag sich, wenn die Bürger es wollen, aus Landespatriotismus den Airport in Saarbrücken vielleicht noch leisten. Anderswo sollte der Unfug ein Ende haben. Wer es in den Landesregierungen noch nicht verstanden hat, kann die Kollegen in Mainz anrufen. Die können ausführlich erzählen, wie schlimm es ist, wenn man Flughafendinge auf die eine oder andere Weise verbockt.

© SZ vom 16.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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