Kommentar:Steht zu euren Gebühren!

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Noch immer versuchen Geldinstitute Preiserhöhungen vor Kunden zu verschleiern. Das ist dumm und kurzsichtig.

Von Felicitas Wilke

Einmal mehr erhöhen die Geldinstitute in Deutschland ihre Gebühren fürs Girokonto. Die Postbank hat den Anfang gemacht, jetzt folgen mehrere regionale Institute und die Hypo-Vereinsbank. Das ist lästig, keine Frage. Trotzdem verdient der Schritt der Unternehmen eine differenzierte Betrachtung. Denn das Problem ist nicht, wenn sich Banken eine Dienstleistung etwas kosten lassen. Das Problem ist, wenn sie dabei so intransparent agieren, dass man sich als Kunde verschaukelt fühlt.

Ganz leicht haben es die Sparkassen und Banken nicht. Strom wird teurer, Kartoffeln im Supermarkt werden teurer, aber besonderes Aufsehen erregen jedes Mal aufs Neue die gestiegenen Kontogebühren. Das liegt vor allem daran, dass die Leistung, die eine Bank mit dem Girokonto erbringt, nicht so leicht ersichtlich ist. Eine sichere IT-Infrastruktur fürs Online-Konto bereitzustellen, mag Geld kosten, doch für die Kunden bleibt der Aufwand abstrakt. Außerdem schmerzt es Verbraucher besonders, wenn eine Dienstleistung, die lange umsonst oder sehr günstig war, plötzlich teurer wird.

Das alles macht Preiserhöhungen jedoch nicht weniger legitim. In einer Zeit, in der für die Banken negative Zinsen anfallen, wenn sie Geld bei der Europäischen Zentralbank parken, sind Kontogebühren für Filialbanken die Alternative zu Negativzinsen für Sparer. Dabei geht jede Bank anders vor: Manche Institute erhöhen die Preise moderat, andere verdoppeln sie nahezu und hoffen, dass ihnen die Kunden aus Verbundenheit oder Trägheit erhalten bleiben werden. Aber so läuft Marktwirtschaft nun mal: Die Unternehmen unterbreiten ein mehr oder weniger gutes Angebot, das man als Kunde annehmen kann, aber nicht muss.

Gerade junge, mobile Kunden lassen sich nicht an der Nase herumführen

Wirklich ärgerlich sind Kontogebühren für Verbraucher dann, wenn die Banken sie vor ihnen regelrecht verstecken. Während manche Institute online ihre Kontomodelle präsentieren, übersichtlich aufgeführt in Tabellenform mit Grundpreisen und Gebühren für Einzelposten, machen andere den Menschen das Leben schwer. Wie viel welches Konto kostet und was für einzelne Dienstleistungen zusätzlich berechnet wird, erfährt man bei einigen Instituten nur, wenn man sich auf der Website durch eine Reihe von Links klickt oder dort anruft. Besonders dreist ist es, wenn Institute darauf hinweisen, das Preis- und Leistungsverzeichnis mit einem Überblick zu Kontomodellen und Gebühren werde nur in der Filiale ausgehändigt. Willkommen im 21. Jahrhundert!

Wenn eine Bank so mit ihren Kunden umgeht, zeigt sie nicht nur, dass sie offenbar etwas zu verheimlichen hat, sondern die Bank verhält sich auch dumm und kurzsichtig. Insbesondere junge Kunden hängen längst nicht mehr so sehr am regionalen Institut oder an ihrem Berater wie die älteren Generationen. Sie vergleichen die Konditionen verschiedener Anbieter und fahren dafür sicherlich nicht in der Filiale vor. Wenn Banken intransparent mit Gebühren umgehen, kapitulieren sie regelrecht vor dieser potenziellen Kundengruppe.

Auch andere Kunden werden sich künftig nicht mehr so auf der Nase herumtanzen lassen. Zwar fehlt den Verbrauchern in Deutschland weiterhin eine zertifizierte Website zum Vergleichen von Girokonten. Doch mithilfe bereits existierender Vergleichsportale und der regelmäßigen Auswertungen etwa von der Stiftung Warentest lässt sich schon heute ein günstiges Girokonto finden. Den Anbieter zu wechseln ist seit knapp zwei Jahren einfacher denn je, als eine EU-Richtlinie in deutsches Gesetz umgesetzt wurde. Bislang waren die Bankkunden hierzulande treu und träge, doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich das ändert.

Denn die EU hat nicht nur den Kontowechsel erleichtert, sondern auch dafür gesorgt, dass Bestandskunden genauer erfahren, wie viel sie wirklich für ihr Konto zahlen. Seit vergangenem Herbst müssen die Banken ihre Kunden mindestens einmal jährlich darüber informieren, was ihr Konto sie im vorangegangenen Jahr tatsächlich gekostet hat. In der Aufstellung ist nicht nur der Grundpreis vermerkt, sondern auch das vermeintliche Kleinklein für Überweisungen, TAN-SMS oder das Abheben am Automaten. Spätestens in diesem Schreiben zeigt sich, dass ein Konto vielleicht doch nicht so günstig ist, wie es manche Banken gern suggerieren.

Und spätestens dann sollten auch die Kunden handeln.

Es mag bisher funktioniert und vielleicht sogar zum Geschäftsmodell der Banken gehört haben, Gebühren zu verschleiern. Doch das gehört hoffentlich bald der Vergangenheit an.

© SZ vom 27.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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