Kommentar:Pannenhelfer

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Seit langem schon mokieren sich Branchenkenner und automobile Markenfans über Qualitätsmängel, die bei Mercedes seit einigen Jahren festzustellen sind.

Von Dagmar Deckstein

Unlängst ergab auch eine Umfrage unter deutschen Taxifahrern, dass sie zunehmend von ihrer ehemaligen Leib- und Magenmarke Abstand nehmen. Das ist peinlich für eine Firma, deren Stern jahrzehntelang hell glänzte und "edel, luxuriös, zuverlässig" signalisierte.

Luxuriös, also teuer ist ein Mercedes der gehobenen Modellreihen immer noch, und dazu im Vergleich zu den Wettbewerbern auch zu teuer produziert.

Schon jede Menge Spott und Häme

Nachdem der Konzern nach wochenlangem Ringen mit der Belegschaft um Lohnverzicht das Kostenproblem vorläufig gelöst hat, bleibt immer noch das Qualitätsproblem. Dass zum Beispiel ein gediegenes E-Klassen-Exemplar unvermittelt auf der Straße stehen bleibt und nicht mehr von der Stelle zu bewegen ist, weil die Elektronik versagt, hat den selbstbewussten Stuttgartern schon jede Menge Spott und Häme eingefahren.

Zwar lebt die Marke noch immer von ihrem ausgezeichneten Image, doch das beginnt zu bröckeln. So beeilt sich das Management offensichtlich, nach den Kosten jetzt auch die Qualität in den Griff zu bekommen.

Eine Kulanzoffensive wäre so recht nach der Art des designierten Mercedes-Chefs Eckhard Cordes, der noch die Nutzfahrzeug-Abteilung leitet und seinen Posten offiziell am 1. Oktober antritt.

Ausgewiesener Sanierer

Cordes ist zwar kein Ingenieur und Auto-Spezialist wie sein Vorgänger Jürgen Hubbert, aber dafür ein ausgewiesener Sanierer, der Qualitätsprobleme bei der Lkw-Tochter Fuso sofort in Frontalangriff nahm. Auch in seinem neuen Betätigungsfeld kann sich Cordes mit Volldampf dem Thema Qualität widmen, vor allem jetzt, in der Anlaufphase der zweiten großen Modelloffensive.

Dies kann umso intensiver geschehen, als wohl bis zum Jahr 2008, wenn der Vertrag von Vorstandschef Jürgen Schrempp ausläuft, kaum neue Entscheidungen über künftige Fahrzeugmodelle anstehen dürften.

Um das Vertrauen der frustrierten Mercedes-Kunden wiederzugewinnen und das der zufriedenen Käufer zu erhalten, darf vor allem eines nicht passieren: Qualitätsmängel bei den neu vom Band laufenden Modellen, so wie seinerzeit bei der neuen E-Klasse. Sonst pfeift der Markt bald auf Mercedes.

© SZ vom 21.08.04 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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