Kommentar:Nur die Marke zählt

Die verbliebenen Bieter um die insolvente Agfa-Photo-Gruppe stehen vor dem Absprung. Denn ohne Nutzung der Marke ist das Unternehmen als Ganzes unverkäuflich.

Stefan Weber

Mehr als 100 Jahre stand der Name Agfa für Fortschritt in der Fotografie. Jetzt droht Insolvenzverwalter Andreas Ringstmeier den Kampf um die letzten Arbeitsplätze der einst größten Filmfabrik in Europa zu verlieren.

Mit dem Finanzinvestor Cerberus hat nun einer der beiden verbliebenen Bieter für die seit Mai insolvente Agfa-Photo-Gruppe seine Offerte zurückgezogen. Und die Gespräche mit dem zweiten Interessenten, dem britischen Photoautomatenbetreiber Photo-Me, sind ins Stocken geraten.

Zweistelliger Millionenbetrag

Hintergrund ist der seit Wochen tobende Streit um die Nutzung der Namensrechte. Für die Weitergabe der Rechte an der Marke "Agfa-Photo" fordert der Mehrheitseigentümer der Agfa-Photo-Holding, Hartmut Emans, einen zweistelligen Millionenbetrag.

Ob er dazu berechtigt ist, ist unklar. Wenn sich die Beteiligten nicht bald einigen, wird auch Photo-Me abspringen. Ohne Nutzung der Marke ist das Unternehmen als Ganzes unverkäuflich. Dann wird der Insolvenzverwalter diejenigen Investoren ansprechen, die sich nur für Teilbereiche von Agfa-Photo interessieren.

Aber selbst wenn die Briten den Zuschlag erhalten, ist dies der Einstieg in die Zerschlagung der Photo-Gruppe. Denn das Augenmerk der Briten gilt vor allem den Aktivitäten von Agfa-Photo im Bereich Fotopapiere und Fotochemie.

© SZ vom 12.10.05 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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