Kommentar:Fairer Wettbewerb

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Wenn der Wegfall von Subventionen ein Unternehmen gefährdet, dann taugt das Geschäftsmodell nicht.

Von Sibylle Haas

Der irische Billigflieger Ryanair muss staatliche Beihilfen zurückzahlen, weil sie mit EU-Recht nicht vereinbar sind. Die EU-Kommission hat mit ihrem Beschluss dem Eingreifen staatlicher Wirtschaftsförderer Grenzen gesetzt, sich zugleich aber zu den Regionalflughäfen und der Billigfliegerei bekannt.

Die Bedingungen im Wettbewerb sollen für alle gleich sein, bei den Vertrags-Konditionen ist mehr Transparenz gefordert. Das ist gut für jene Gesellschaften, die schon heute ohne versteckte Unterstützung ihr Auskommen haben.

Es passt zu dem durch Marktschreierei bekannten Ryanair-Chef Michael O'Leary, dass er als Folge der Brüsseler Entscheidung das Ende der Billigfliegerei und steigende Flugpreise in Europa beschwört.

Vereinfacht und Populär

Doch man sollte die Drohungen nicht allzu ernst nehmen. O'Leary hat die Gabe, Sachverhalte vereinfacht und populär darzustellen und sich dadurch Gehör zu verschaffen.

Deshalb mag man ihm nicht glauben, dass er wirklich den Ruin seines Unternehmens, das Ende der Billigfliegerei und horrende Preise beim Fliegen erwartet. Dazu wird es nicht kommen, dafür sorgen schon all jene, die auch in Zukunft möglichst billig von einem Ort zum anderen fliegen wollen.

Und trotz aller Klagen funktioniert O'Learys Geschäftsmodell ja, auch wenn das Wachstum auf dem Markt für Billigflüge nachlässt, weil die Pionierzeiten vorbei sind.

Seit Jahren setzt sich Ryanair gegen die großen Fluggesellschaften durch. Ryanair hat sogar traditionelle Anbieter auf den Geschmack gebracht: Lufthansa etwa bietet seit einiger Zeit einen Online-Abschlag für Buchungen im Internet an.

Schlichtheit

Das Konzept der Billigflieger besticht durch seine Schlichtheit. Die Unternehmen sparen, weil die Piloten mehr fliegen und teilweise weniger verdienen als bei den traditionellen Fluggesellschaften.

Sie sparen Geld bei der Wartung, weil die Flotte einheitlich ist. Die Flugzeuge stehen nur kurz am Boden, weil die Einsteigeprozesse einfach sind. Die Billigflieger haben kein Essen an Bord und keine Vielfliegerprogramme, sie müssen keine Lounges unterhalten und sie nehmen keine Fracht mit. Dies senkt die Kosten und macht Reisen zu einem Bruchteil der früheren Preise möglich.

Anbieter allerdings, die sich bislang vor allem mit staatlichen Beihilfen behauptet haben, wird der Markt spätestens dann verabschieden, wenn die öffentlichen Finanzquellen versiegen. Der Beschluss der Kommission nutzt langfristig der Branche.

© SZ vom 04.02.03 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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