Kommentar:Expansion in Hamburg

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Das Interesse der Hamburger Sparkasse (Haspa) an der Vereins- und Westbank mag überraschen, zumindest was die Herkunft des potenziellen Käufers betrifft. Denn in der starren deutschen Bankenlandschaft kommt es nicht gerade oft vor, dass ein Institut aus dem Sparkassensektor seine Fühler in Richtung einer sich in Privatbesitz befindlichen Bank ausstreckt.

Lothar Gries

(SZ vom 01.07.03) - Doch was vor eineinhalb Jahren der Landesbank Baden-Württemberg mit der Übernahme der privaten Baden-Württembergischen Bank gelungen ist, könnte demnächst auch in Hamburg vollzogen werden.

Haspa-Chef Karl-Joachim Dreyer hatte bereits im Frühjahr angekündigt, die starken Veränderungen im deutschen Kreditgewerbe in der Region Hamburg aktiv mitgestalten zu wollen.

Willkommene Ergänzung

Für die wachstumsorientierte Hamburger Sparkasse wäre eine Fusion mit der Vereins- und Westbank nämlich eine willkommene Ergänzung ihres Geschäftsmodells. Denn das Bankhaus generiert traditionell einen Großteil seiner Erträge aus dem Wertpapier- und Anlagegeschäft mit besonders intensiven Beziehungen zu den Börsen in Hamburg und Hannover.

Zudem bekäme die Sparkasse mit Hilfe der Vereins- und Westbank auch ein Standbein in Bremen, wo die Bank über ein Tochterinstitut vertreten ist. Insgesamt zählt die Bank eine halbe Million Kunden im gesamten norddeutschen Raum, darunter zahlreiche auch von den Sparkassen umworbene mittelständische Betriebe.

Ein Zusammengehen beider Institute würde also die Konsolidierung des Kreditgewerbes im norddeutschen Raum ein gutes Stück voranbringen und gleichzeitig einen unliebsamen Konkurrenten ausschalten.

Kein Kapitalmangel

Am nötigen Kapital mangelt es der größten deutschen Sparkasse nicht. Mit 2,1 Milliarden Euro ist die Kriegskasse der Haspa gut gefüllt.

A priori dürfte auch die Muttergesellschaft der Vereins- und Westbank, die mit 75,1 Prozent beteiligte HypoVereinsbank (HVB), ein Interesse am Verkauf ihrer regionalen Tochter haben.

Schließlich müssen die Münchner mit ihrer gefährlich niedrigen Kernkapitalquote nicht nur ihr Kreditportfolio abbauen, sondern sich auch von Beteiligungen trennen. Dazu gehört neben der zur Disposition stehenden Norisbank auch die in Hamburg ansässige Vereins- und Westbank.

Hohe Risikovorsorge

Ein Verkauf dieser Regionalbank würde gleichzeitig dazu beitragen, das Risikoportfolio der HVB zu entlasten, da die Hamburger durch das Geschäft der Schiffsfinanzierung Darlehen von rund drei Milliarden Euro vergeben haben. Dadurch wurden sie im vergangenen Jahr zu einer hohen Risikovorsorge gezwungen.

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