Kommentar:Ende der alten Foto-Tante

Vor mehr als drei Jahren stand Agfa-Gevaert schon einmal kurz davor, sein Fotogeschäft zu verkaufen. Die Verhandlungen mit einem Finanzinvestor waren weit fortgeschritten, doch konnte man sich am Ende nicht einigen, wer künftig den Namen Agfa nutzen darf.

Von Stefan Weber

Weil kein anderer Interessent in Sicht war und weil ein Verkauf an Mitbewerber aus kartellrechtlichen Gründen nicht in Frage kam, hielt der Konzern am Fotogeschäft fest - und verlor dabei viel Geld.

Die Belastungen summieren sich seitdem auf einen hohen dreistelligen Millionenbetrag, ganz abgesehen vom entgangenen Verkaufserlös. Anfang 2001 bezifferten Analysten den Wert der Fotoaktivitäten auf etwa eine Milliarde Euro; jetzt wechselt das Geschäft für 175 Millionen Euro den Eigentümer.

Schlussstrich

Aus Sicht aller Beteiligten ist es gut, dass Agfa-Gevaert nun endlich einen Schlussstrich gezogen hat. Denn als wenig geliebtes Anhängsel hätte es das Fotogeschäft im Konzernverbund auch künftig schwer gehabt, die Herausforderungen der digitalen Bilderwelt zu meistern.

Die übrigen Unternehmensbereiche können jetzt, da Ballast über Bord ist, mit mehr Elan und größerer Finanzkraft ihre Aufgaben angehen. Obendrein ist der Konzern das zwar liebenswerte, im digitalen Zeitalter aber eher hinderliche Image der "Foto-Tante" los.

© SZ vom 20.08.04 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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