Kommentar:Die Wut der Aktionäre

Schrempp scheint von dem Sturm, der über ihm niederging, unbeeindruckt. In kaum einem Punkt hat er den Forderungen der Aktionäre nachgegeben. Doch die Zeit arbeitet gegen ihn.

Von Karl-Heinz Büschemann

Die Kritik an Jürgen Schrempp, dem Chef von DaimlerChrysler, auf der Aktionärsversammlung des Konzerns war heftig: Er habe zu spät auf Fehlentwicklungen reagiert, die Frühwarnsysteme hätten nicht funktioniert. Sogar Rücktrittsforderungen waren zu hören.

Schrempp wirkt unbeeindruckt

Schrempp, der 1998 begonnen hatte, aus dem profitablen Autohersteller Daimler-Benz eine globale Baustelle mit verlustreichen Partnern wie Chrysler und Mitsubishi zu machen, gerät stark unter den Druck seiner frustrierten Aktionäre. Doch der größte Teil der Kritik prallt an Schrempp ab. Seine Worte klingen nicht so, als wolle er von seiner umstrittenen globalen Strategie auch nur einen Millimeter abweichen.

In einem Punkt jedoch gibt der Konzernchef geschickt nach — offenbar, um den Aktionären wenigstens etwas entgegenzukommen. So will DaimlerChrysler von 2005 an die umstrittenen Aktienoptionen für die Vorstände abschaffen. Mit dieser Regelung hätten die Top-Manager und 6000 Führungskräfte leicht ein solches Vermögen machen können, dass ihnen bald ein Zehntel des gesamten Konzerns gehört hätte.

Die Zeit läuft Schrempp davon

Kein Wunder, dass die Aktionäre wütend wurden und Fachleute von einem leicht durchschaubaren Verfahren zur rücksichtslosen Bereicherung von Managern sprachen. Erst vor wenigen Tagen hatte Schrempp die Aktienoptionen für die Aufsichtsräte gestrichen, jetzt ging er sogar darüber hinaus.

Doch mit solchen taktischen Konzessionen allein wird es Schrempp nicht gelingen, bei den Investoren Boden gutzumachen. Er muss den Konzern in Ordnung bringen. Viel Zeit hat er nicht mehr. Schrempps Probleme werden immer größer und die Geduld der Aktionäre schwindet. )

© SZ vom 8.4.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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