Kommentar:Bitteres Ziel

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Trotz stolzer Milliardengewinne fährt die Deutsche Bank weiterhin einen rigiden Sparkurs. Der sollte in diesem Jahr zum Erfolg führen, sonst verliert Vorstandschef Ackermann seine Glaubwürdigkeit.

Von Lothar Gries

Im Vergleich zu den anderen heimischen Kreditinstituten steht die Deutsche Bank blendend da. Daran lassen die nun vorliegenden Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr keinen Zweifel.

Dennoch ist auch beim größten deutschen Finanzkonzern noch immer keine Normalität eingekehrt. Um das selbst gesteckte Ziel einer Rendite von 25 Prozent zu erreichen, muss der Konzern weiter radikal die Kosten senken. Dem Sparkurs fallen nochmals mehrere tausend Arbeitsplätze zum Opfer.

Dabei hat sich die Bank seit dem Amtsantritt von Vorstandschef Josef Ackermann bereits von nicht weniger als 20.000 seiner vormals 85.000 Mitarbeiter getrennt.

Rückbau geht weiter

Trotz der Milliardengewinne geht also der Um- und Rückbau der Bank weiter. Das Programm wird die Bilanz des laufenden Jahres erneut mit mindestens 750 Millionen Euro belasten. Das ist bitter.

Ein Blick auf das Zahlenwerk vergleichbarer europäischer und amerikanischer Banken zeigt jedoch, dass die Deutsche Bank im internationalen Vergleich immer noch zu wenig verdient.

Während zum Beispiel die etwa gleich große französische Bank BNP Paribas pro Quartal eine Milliarde Euro verdient, sind es bei der Deutschen Bank nur 600 Millionen.

Niedrige Börsenbewertung

Dieser Rückstand spiegelt sich auch in der seit einem Jahr praktisch unveränderten Börsenbewertung wider. Rangierte das führende deutsche Geldhaus noch 1994 weltweit auf Platz eins, ist es inzwischen auf den 23. Platz zurückgefallen.

Die Abwertung macht den Konzern anfällig für eine mögliche Übernahme durch ausländische Konkurrenten und schwächt gleichzeitig seine Möglichkeit, selbst als Käufer auftreten zu können. Dies ist nicht nur eine missliche Lage für die Bank, sondern beeinträchtigt auch die Attraktivität des Standortes Deutschland, dessen Unternehmen daran interessiert sind, mit einem starken, international wettbewerbsfähigen heimischen Geldkonzern zusammenzuarbeiten.

Vor diesem Hintergrund hat Ackermann zunächst gar keine andere Wahl als alles daran zu setzen, die Rendite der Bank weiter zu verbessern.

Sorgenfreie Mitarbeiter wichtig für's Geschäft

Dies ist auch die Voraussetzung dafür, dass der seit Jahren dauernde Stellenabbau endlich aufhört. Es ist wichtig, dass die Mitarbeiter weniger eigene Sorgen haben müssen, sondern sich auf die Bedürfnisse der Kunden konzentrieren können.

Höhere Gewinne lassen sich nicht durch Sparen allein erzielen. Auch die Erträge müssen deutlich steigen. In diesem Jahr sollte der Bankchef deshalb sein ehrgeiziges Ziel erreichen. Sonst verliert er seine Glaubwürdigkeit, an den Märkten und bei den Mitarbeitern.

© SZ vom 04.02.05 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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