Klima-Bericht:1,7 Erden

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Die Weltbevölkerung bräuchte viel mehr Raum, wollte sie ihren aktuellen Lebensstil aufrechterhalten - wie die Menschen den Planeten überstrapazieren.

Der grob vorhergesagte Trend des Club of Rome hat sich nach fünf Jahrzehnten bewahrheitet: Die Schere zwischen Arm und Reich weitet sich, Landwirtschaftsflächen gehen verloren, die Meere sind überfischt und fossile Rohstoffe werden knapper. Vor Kurzem hat das Expertengremium den 46. Bericht vorgelegt, mit dem Tenor, dass die Lage zwar verfahren ist, aber nicht hoffnungslos. Neu ist, dass sich der Bericht an den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen (UN) orientiert. Das 17-Punkte-Programm der UN sieht deutliche Fortschritte bei Bildung, Umwelt-, Klima- und Wasserschutz bis 2030 vor. Hunger, Armut und soziale Ungerechtigkeit sollen entschieden bekämpft werden.

Die Forscher haben in vier Szenarien untersucht, ob und wie diese Ziele erreicht werden könnten - und zwar im Rahmen der vorhandenen Ressourcen des Planeten, die derzeit deutlich überstrapaziert werden. Tatsächlich bräuchte die gesamte Weltbevölkerung 1,7 Erden, wollte sie ihren aktuellen Lebensstil aufrechterhalten. Die Experten haben untersucht, was geschieht, wenn die Weltgemeinschaft einfach weiter wirtschaftet wie bisher und vergleichen dies mit drei Reform-Szenarien.

Nach Einschätzung des Forschergremiums verspricht davon nur ein Modell Erfolg, und das knüpfen sie an fünf Bedingungen: eine radikale Energiewende, nachhaltige Lebensmittelproduktion, neue Wachstumsmodelle für ärmere Länder, Abbau von Ungleichheit durch faire globale Steuersysteme sowie enorme Investitionen in Bildung, Geschlechtergleichheit, Gesundheit und Familienplanung.

Demnach ist es etwa nötig, von 2020 an jedes Jahrzehnt den Ausstoß fossiler Brennstoffe zu halbieren. Außerdem sei eine nachhaltigere Landwirtschaft zwingend notwendig, damit 2050 bis zu zehn Milliarden Menschen ernährt werden können. Nicht zuletzt müsse sichergestellt werden, dass die reichsten zehn Prozent der Erde zusammen nicht mehr als 40 Prozent des Weltvermögens besitzen, fordert der Bericht.

All das halten die Forscher für machbar, die Bereitschaft der Märkte und nötige Technologien seien vorhanden. Das größte Problem sehen die Experten im Abbau der ungleichen Vermögensverteilung in der Welt. Erstellt wurde dieses Szenario mit einer Computersimulation, die wirtschaftliche und soziale Daten der vergangenen vier Jahrzehnte berücksichtigt.

© SZ vom 05.11.2018 / SLB, AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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