Klick-Blick: Skurrile News aus dem Netz:Euros in New York

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Warum Tante-Emma-Läden in New York jetzt schon "Euros accepted" auf ihre Kreidetafeln schreiben und wie man ein Stück Hollywood abbekommt.

Renate Heilmeier

Euros in New York

Kennt man sonst eher vom Griechenland-Urlaub: Kreidetafeln mit der Aufschrift "Euros accepted." (Foto: Foto: Reuters, screenshot: sueddeutsche.de)

Nach "Man spricht deutsch" in den Lieblingsreiseländern der germanischen Bevölkerung, hat sich nun auch die Weltstadt New York auf Gäste aus Europa eingestellt - "Euros accepted" heißt es bereits in einigen Läden des Big Apple.

Der schwache Dollar zieht nicht nur mehr Reisende an, die davon profitieren, dass die USA fast schon ein preiswertes Reise- und vor allem Einkaufsland wurden . Auch die kleinen Ladenbesitzer wittern ein gutes Geschäft. Und weil europäische Reisende New York besonders gern besuchen, heißt es bei den Einzelhändlern dort: Kaufkraft ist Kaufkraft und Geld ist Geld. Beim Umrechnungskurs allerdings befolgen auch die New Yorker Läden die goldene Faustregel: Touristen sollen bitteschön möglichst viel Geld im Land lassen!

Diskriminierung am Arbeitsplatz

Nedum Onuoha (hier rechts zu sehen) wurde jüngst Opfer rassistischer Schlachtrufe. (Foto: Foto: Reuters)

Niemand sollte aufgrund seines Geschlechts, seines Alters, seiner ethnischen Zugehörigkeit oder Religion im Berufsleben diskriminiert werden. Dennoch verdienen Frauen weniger als Männer. Zudem sind in den USA große rassenbedingte Verdienstunterschiede keine Seltenheit. Wird der Bewerber nun aufgrund seiner Hautfarbe oder seiner fehlenden Spanisch-Kenntnisse nicht genommen - wer kann das schon beweisen?

Darum haben sich amerikanische Forscher ein Verfahren einfallen lassen, das recht objektiv solche Benachteiligungen belegen kann - fingierte Lebensläufe werden nach dem Zufallsprinzip mit Namen versehen, mit männlichen und weiblichen sowohl mit angloamerikanisch und afroamerikanisch klingenden.

Das Ergebnis: weiße Bewerber haben ganz offensichtlich bei Personalchefs die besseren Karten. Die Studie stammt von Marianne Bertrand und Sendhil Mullainathan und heißt: "Are Emily and Greg More Employable than Lakisha and Jamal?" Und was ist mit Marianne und Sendhil - wer läge da vorne?

Diskriminierung kann wirtschaftlichen Schaden anrichten: wer weiße Männer sogar dann bevorzugt, wenn sie schlechter ausgebildet sind als weibliche oder farbige Kandidaten, tut dies auf Kosten des eigenen Unternehmens.

Doch die Erfahrung zeigt, dass einige Firmen trotzdem diskriminieren. Den Nachweis dafür trat der Wirtschaftswissenschaftler Stefan Szymanski an. Er wertete eine ganz reale Jobsituation aus - die von Profifußballspielern. Datengrundlage waren Ergebnisse und Gehaltslisten der englischen Fußballliga in den Jahren 1978 bis 1993.

Tatsächlich hatten die Clubs, die überdurchschnittlich viele schwarze Spieler einkauften, nicht nur die besseren Tabellenplätze, sondern zahlten auch weniger für ihre Spieler als solche Clubs, die mehr weiße Spieler unter Vertrag hatten.

Es geht um den Symbolwert

Wenn die Welt am 24. Februar zur Verleihung der Academy Awards nach LA schaut, wird natürlich wieder das augenfälligste Monument der Stadt, der berühmte Hollywood-Schriftzug an den Hügeln von Los Angeles, in den Medien eingeblendet. Nachdem die Immobilienbranche ja direkt dafür verantwortlich ist, dass es das berühmte Hollywood Sign überhaupt gibt, heißt es nun: "land near landmark for sale".

So kann jeder ein Zipfelchen vom großen Ruhm abbekommen oder sich zumindest im Schatten des großen Namens sonnen. Allerdings sollte man mit anderen Quadratmeterpreisen rechnen als hierzulande gewohnt.

Ok, für ein unbebaubares Stück Hügel stimmt das Preis-Leistungsverhältnis nicht ganz. Aber es geht ja um den Symbolwert. Den kann man allerdings auch günstiger bekommen. Mit einer Spende an den Hollywood Sign Trust, der dafür sorgt, dass die berühmten Buchstaben in Stand gehalten und gepflegt werden.

Konsumentendollars

Spätestens, wenn Politiker die Bürger zu einem großzügigeren Konsumverhalten auffordern wie kürzlich George Bush mit seinem Steuergeschenk für Konsumenten, sollte man auch als ganz normaler Verbraucher nachdenken, warum sie das tun und nicht die werbetreibende Wirtschaft.

In den USA geben die Leute deutlich weniger aus und das ist schlecht - für die Umsätze im Einzelhandel und die Gesamtwirtschaft.

Ladengeschäfte bleiben unvermietet, Handelsketten schließen ihre Filialen. Selbst das ehemalige Erfolgsunternehmen Starbucks, das in Deutschland gerade dabei ist, eine Vollversorgung der Stadtbevölkerung mit dem hauseigenen Kaffee voranzutreiben, kündigte an, in den Staaten 2008 weniger neue Filialen zu eröffnen als ursprünglich geplant.

2007 war in den USA ein Jahr der Leerstände von Ladengeschäften und des Umsatzrückgangs im Einzelhandel. Zu allem Überfluss schrieben Menschen Bücher wie " Not Buying It: My Year without Shopping" (Judith Levine).

Zu Rezession und Inflationsrate, niedrigen Löhnen und Arbeitslosigkeit kommt nun also noch der Trend zur Konsumverweigerung.

Die Krise ist auch eine Sinnkrise. Judith Levine sparte - ganz nebenbei - mit ihrem Experiment 8000 Dollar in einem Jahr. Das könnte Nachahmer gefunden haben. Dabei hat sich die Autorin nur das verkniffen, was für sie unter Luxusshopping fällt und weiterhin Lebensmittel im Supermarkt geholt, also nicht ganz aufs Einkaufen verzichtet. Aber keine Sorge: Im Januar 2008 gab es schon wieder einen Überraschungstrend: der Konsum ging spürbar nach oben.

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