Kleinfelds Rücktritt:Siemens-Prüfer warnten vor Vertragsverlängerung

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Siemens-Chef Kleinfeld verlor die Unterstützung im Aufsichtsrat wegen Drucks aus den USA. Die amerikanische Börsenaufsicht hat nun eine Untersuchung eingeleitet.

Der Druck der amerikanischen Börsenaufsicht hat letztlich zum Rückzug von Siemens-Chef Klaus Kleinfeld geführt. Die US-Anwälte von Siemens hätten auf "die ernsten Bedenken der US-Behörden" hingewiesen, die aufmerksam verfolgten, "wie Vorstand und Aufsichtsrat mit den Vorwürfen gegen das Unternehmen umgehen", sagte Siemens-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme am Donnerstagabend. Danach seien zahlreiche Mitglieder des Aufsichtsrates gegen eine sofortige Verlängerung des Vertrages gewesen. Kleinfeld hatte daraufhin seinen Rücktritt erklärt.

Die US-Kanzlei Debevoise & Plimpton hatte ihren Zwischenbericht am Dienstag dem Prüfungsausschuss von Siemens vorgelegt. Am Mittwoch sprach auch der Aufsichtsrat über das Papier. Der Bericht enthält nach Angaben von Cromme keinerlei Anhaltspunkte für Vorwürfe gegen Kleinfeld. Gleichwohl hätten die Anwälte vor einem theoretischen Risiko gewarnt.

Siemens hatte die Kanzlei im Dezember engagiert, um parallel zu den Untersuchungen der Staatsanwaltschaft interne Ermittlungen durchzuführen. Siemens gab zudem bekannt, dass die amerikanische Börsenaufsicht SEC eine formelle Untersuchung eingeleitet hat. Die SEC hatte die Schmiergeldfälle zuvor nur informell untersucht. Nach Angaben von Finanzchef Joe Kaeser informierte die Behörde Siemens vor einem Monat: "Wir wissen seitdem, dass die SEC eine Siemens-Akte angelegt hat."

Damit habe die Behörde die Möglichkeit, sich aktiv in die Ermittlungen einzuschalten und zum Beispiel Dokumente anzufordern. Bisher habe die SEC davon keinen Gebrauch gemacht.

Siemens geht nach den internen Ermittlungen zudem davon aus, "dass der Umfang der gesamten zu untersuchenden Zahlungen, die in Zusammenhang mit Beraterverträgen stehen, deutlich zunehmen wird". Die ermittelnden Staatsanwälte waren öffentlich bislang von umstrittenen Zahlungen in Höhe von 420 Millionen Euro ausgegangen.

Kleinfeld: Rückzug nicht leicht gefallen

Kleinfeld sagte am Donnerstag auf der Halbjahrespressekonferenz in München, ihm sei der Rückzug als Siemens-Chef nicht leicht gefallen. Er erklärte sich zugleich bereit, dem Aufsichtsrat bei der Suche nach einem möglichen Nachfolger zu helfen.

Linde-Chef Wolfgang Reitzle steht nach Angaben eines Firmensprechers nicht zur Verfügung, gegen den ehemaligen VW-Sanierer Wolfgang Bernhard gibt es Bedenken bei der IG Metall.

Aufsichtsratschef Cromme dementierte am Donnerstag einen Medienbericht, er könne selber zeitweise das Amt des Vorstandsvorsitzenden bei Siemens übernehmen. Kleinfeld erklärte sich zugleich bereit, seinen Posten auch vorzeitig zu räumen, falls vor Auslaufen seines Vertrags Ende September ein Nachfolger gefunden wird. Er sagte, der künftige Siemens-Chef sollte das Unternehmen kennen und sich zudem für Technologie begeistern können.

Kleinfeld kündigte zudem an, dass Siemens seine Rendite bis 2010 weiter steigern wolle - von zuletzt zehn Prozent auf 14 bis 16 Prozent. Er gehe davon aus, dass auch sein Nachfolger dieses Programm weiter verfolgen werde. Die ganze Führungsmannschaft stünde hinter diesen Plänen. Dem scheidenden Siemens-Chef war es bereits in den vergangenen zwei Jahren gelungen, die Rendite deutlich zu steigern. Sämtliche Ziele, die er vor zwei Jahren ausgegeben habe, seien erreicht, verkündete er am Donnerstag.

© SZ vom 27. April 2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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