Es ist eine kühne Prognose: Die Zahl der Arbeitslosen könnte innerhalb von drei Jahren halbiert werden - auf 1,8 Millionen. Zu diesem Ergebnis kommt eine bislang unveröffentlichte Studie des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW). Das Papier liegt dem Handelsblatt vor.
Die Arbeitslosenunterstützung müsste laut der Studie jedoch komplett umgekrempelt werden. Die Kieler Ökonomen fordern, dass so genannte Beschäftigungskonten eingeführt werden. Anstatt mittels Steuern und Beiträgen die Arbeitslosenunterstützung zu finanzieren solle jeder Beschäftigte laufend einen Mindestbetrag auf ein eigenes Konto bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) einzahlen und Vermögen aufbauen.
Wer nie arbeitslos war, bekommt am Ende Geld zurück
Wer seine Stelle verliert, hebt von seinem Konto während der Arbeitslosigkeit Beträge ab, statt wie heute Arbeitslosenunterstützung zu bekommen. Ist das Konto leer, hilft der Staat als Notfallsicherung aus. Bleibt Geld am Ende eines Arbeitslebens übrig, fließt es als Zusatzrente an den Einzahler.
"Durch diese Neugestaltung werden sowohl die Anreize für Arbeitslose steigen, eine Stelle zu suchen, als auch für Unternehmen, zusätzliche Stellen zu schaffen", sagt IfW-Präsident Dennis Snower dem Handelsblatt. Snower entwickelte und kalkulierte das Modell gemeinsam mit seinen Kollegen Alfred Boss und Alessio Brown. Wer über sein eigenes Geld verfüge, wirtschafte effizienter, sagte Snower.
Die Erwerbslosenzahl in Deutschland liegt im Juni laut BA bei 3,687 Millionen und damit so niedrig wie seit mehr als sechseinhalb Jahren nicht mehr. Für 2007 rechnet die BA im Jahresdurchschnitt mit 3,8 Millionen Arbeitslosen. Die Schätzung der Bundesregierung liegt bei 3,7 Millionen.