Kfz-Versicherungen:Rabatt-Dschungel macht Vergleiche schwierig

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Neuwagen-Bonus, Hausbesitzer-Nachlässe, Wenigfahrer- und Garagen-Rabatte - die Anbieter von Kfz-Versicherungen haben in Deutschland ein Durcheinander geschaffen, durch das kaum ein Kunde mehr durchblickt.

Dennoch lohnt sich der schwierige Vergleich: "Beim Wechsel lässt sich rund die Hälfte des Beitrags sparen, manchmal mehr", sagt Frank Braun, Geschäftsführer des Bundes der Versicherten (BdV). Noch bis zum 30. November können viele Autohalter ihre Kfz-Versicherungen kündigen und sich auf die Suche nach einem günstigeren Anbieter machen.

"Die Angebote an Kfz-Versicherungen sind irrsinnig unübersichtlich", sagt Frank Helmert, Sprecher des Internetdienstleisters FinanzScout24. Zum Vergleich der Tarife lohnt sich oft ein Klick ins Internet. Bei FinanzScout24 etwa laufen die Daten von rund 50 Anbietern ein.

Beträchtliche Unterschiede

Gibt ein Autofahrer dort seine für die Versicherung maßgeblichen Daten ein, filtert ihm der Rechner die fünf günstigsten Tarife heraus. Schon hier können die Unterschiede beträchtlich sein, weiß Helmert.

So fahre ein Golf-IV-Besitzer bei der günstigsten Gesellschaft rund 100 Euro billiger als beim Fünftplazierten. In einem besonders krassen Beispiel hatte die Verbraucherzeitschrift Finanztest für einen jungen Sportwagenbesitzer einen Preisunterschied von 4000 Euro errechnet.

Vielzahl an Angeboten

Die Vielzahl der Rabatte machen die Entscheidung für einen neuen Anbieter nicht leichter: So kann es es eine Rolle spielen, ob der Versicherte als Beamter arbeitet oder als Selbstständiger, ob er als Single lebt oder Familienvater ist - oder auch, ob sein Auto statt einer Alarmanlage eine Wegfahrsperre hat.

Teilweise sind die Preisunterschiede selbst für Fachleute nicht mehr nachvollziehbar: Warum etwa ein Hausbesitzer besser fahren soll als ein Mieter, ist für Braun völlig rätselhaft. "Fehlt bloß noch, dass nach Sternzeichen unterschieden wird", moniert der BdV-Geschäftsführer.

Garagenpflicht

Wer aber einmal angegeben hat, eine Garage zu besitzen, muss sein Auto auch dort parken. Bleibt das Fahrzeug über Nacht draußen stehen und ist dann die Scheibe eingeschlagen oder ein Kabel vom Mader durchknabbert, zahlt die Versicherung im Zweifel nicht.

Auch wer als Wenigfahrer bis zu 15 Prozent Rabatt eingestrichen hat, sollte nur in Ausnahmefällen seine Kilometerleistung überschreiten.

Um das Chaos perfekt zu machen, verwenden nicht alle Versicherer die selben Rabattmerkmale oder ändern ständig die Bedingungen. Daran haben auch die seit dem 1. Oktober geltenden neuen Typ- und Regionalklassen nichts geändert. "Wer im letzten Jahr der Günstigste war, muss es in diesem Jahr nicht sein", sagt Braun.

Augenwischerei

Doch woran sollen sich Verbraucher orientieren? Zum einen seien Rabatte oft Augenwischerei, warnen die Experten. Gerade Direktversicherer seien oft auch ohne komplizierte Sondertarife günstiger. "Mit Rabatten locken eher die teureren Versicherer", sagt Braun.

Helmert hat dazu gleich ein schlechtes Beispiel parat: "Frauentarife sind nie unter den ersten Fünf." Ein sinnvolles Extra ist dagegen der so genannte Rabattretter, den einige Firmen anbieten: Wer zuvor lange unfallfrei gefahren ist, für den steigt die Prämie auch nach einem Zusammenprall nicht.

Wer nicht gleich wechseln will und dennoch weniger zahlen, sollte seinem Versicherer günstigere Vergleichsangebote vorlegen. "Kunden, die seit zehn Jahren dabei sind, lassen die nicht so einfach ziehen", weiss Helmert über die Kulanz der Assekuranzen. Nur bei Direktversicherern lohne der Handel nicht, denn "die haben ohnehin knallhart kalkuliert und wenig Spielraum".

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