Kentzler-Vorstoß:"Das ist Schwachsinn"

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Führende Politiker aus Regierung und Opposition haben dem Vorschlag des Handwerks-Präsidenten, Krankheitstage vom Urlaub der Arbeitnehmer abzuziehen, eine herbe Absage erteilt.

Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) hat die Forderung nach einer Streichung von Urlaubstagen im Krankheitsfall kritisiert.

Der Vorstoß des Präsidenten des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), Otto Kentzler, sei ein "unsinniger Vorschlag", sagte Eichel.

In Deutschland sei der Krankenstand bereits auf das niedrigste Niveau seit Jahrezehnten gesunken. "Irgendwo ist Schluss mit solchem Sozialabbau", sagte Eichel. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) sagte, der Vorstoß des ZDH-Präsidenten sei ein "aberwitziger Vorschlag". Dieser helfe "keinen Millimeter weiter".

Auch die Grünen haben den Vorstoß von Otto Kentzler als "Unsinn" zurückgewiesen. "In einer Zeit, in der es um eine ernsthafte Reform der sozialen Sicherungssysteme geht, ist das Schwachsinn", sagte Grünen-Bundesgeschäftsführerin Steffi Lemke. Es könne nicht angehen, dass man Beschäftigten, die krank würden, den Urlaub wegnehme.

Opposition bleibt ablehnend

In den Reihen der Opposition wurde die Idee ebenfalls kritisch bewertet. Der thüringische Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) nannte den Vorschlag "nicht angemessen". Dass der Arbeitsmarkt flexibilisiert werden müsse, stehe zwar außer Frage, solche Vorschläge gingen aber viel zu weit.

Dies sei "kein Thema mit Priorität", sagte der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU). Er erinnerte daran, dass man mit der Frage von Karenztagen "sehr schlechte Erfahrungen" gemacht habe, die Tarifvertragsparteien hätten die Sache sehr schnell ausgehebelt.

Krankenstand historisch niedrig

Der designierte nordrhein-westfälische Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) wies darauf hin, dass der Krankenstand der niedrigste seit den 70er Jahren sei. Damit erübrige sich die Debatte. "Die Leute feiern nicht umsonst krank", sagte Laumann.

FDP-Chef Guido Westerwelle nannte Kentzlers Vorschlag "nicht sinnvoll". Er sagte: "Urlaub ist Urlaub und Krankheit ist Krankheit, eine Verrechnung macht keinen Sinn." Kentzler sagte dagegen, sei ein Arbeitnehmer lange krank, müsse er "seine volle Arbeitskraft wieder der Firma zur Verfügung stellen, damit das wieder aufgeholt werden kann, damit dann auch Urlaub wieder bezahlbar wird". Der Vorschlag war bereits am Wochenende auf heftigen Widerstand unter anderem bei den Gewerkschaften gestoßen.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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