Kaupthing-Kunden:Deutsche bekommen ihr Geld zurück

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Der IWF legt vor, die Bundesregierung zieht nach: Peer Steinbrück zahlt 308 Millionen Euro an Island - und sichert damit die Spareinlagen der deutschen Kaupthing-Kunden.

Die deutschen Kunden der angeschlagenen isländischen Kaupthing-Bank werden ihre Spareinlagen nach Angaben von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück zurückbekommen. Die gut 300 Millionen Euro dafür erhält die isländische Einlagensicherung per Kredit vom deutschen Staat, teilte ein Sprecher des Finanzministeriums mit.

Finanzminister Peer Steinbrück bei einem Treffen der Mitgliedstaaten des Internationalen Währungsfonds. (Foto: Foto: AP)

Gemeinsam mit den Niederlanden und Großbritannien sei eine Lösung gefunden worden, sagte Steinbrück in einem Interview mit dem Tagesspiegel am Sonntag. Auszahlen soll das Geld der isländische Einlagensicherungsfonds.

Zwischenzeitlich mussten die geschädigten Anleger sogar um die Garantie der isländischen Einlagensicherung bangen. Diese sieht die Erstattung von Einlagen in Höhe von 20.887 Euro pro Kunde vor. Vor wenigen Tagen haben sich die Mitgliedstaaten des Internationalen Währungsfonds (IWF) auf Milliardenkredite für Island geeinigt. Damit galt es als sicher, dass deutsche Kaupthing-Kunden ihre Einlagen bis zur Garantiegrenze zurückbekommen. Offen war aber noch, ob die ausstehenden Beträge von 308 Millionen Euro abgedeckt werden können.

Wann die deutschen Kunden der Kaupthing-Bank allerdings an ihr Geld kommen, ist noch unklar. "Die Details werden derzeit noch geregelt. In jedem Fall müssen sich die Kunden der Bank an die isländische Einlagensicherung wenden", sagte der Sprecher.

Nach früheren Angaben der deutschen Finanzaufsicht Bafin hat die deutsche Kaupthing-Niederlassung 30.800 Kunden mit Einlagen von etwa 308 Millionen Euro. Anfang November wurde zudem bekannt, dass die KfW mit insgesamt 288 Millionen Euro in Island engagiert war.

Die Auszahlung der Einlagen deutscher Kunden war von der Bafin nach dem Zusammenbruch der größten isländischen Bank im Oktober eingefroren worden. Die Bank wurde anschließend verstaatlicht. Die deutsche Kaupthing-Tochter hatte noch kurze Zeit zuvor mit besonders hohen Zinsangeboten für Tagesgelder geworben.

Isländer demonstrieren für Rücktritt des Ministerpräsidenten

Unterdessen sind Tausende Isländer am Samstag auf die Straße gegangen und haben den Rücktritt von Ministerpräsident Geir Haarde gefordert. Auch den seit Wochen in der Kritik stehenden Zentralbankchef David Oddsson riefen die Demonstranten auf, seinen Hut zu nehmen. Beide hätten in der Finanzkrise nicht rechtzeitig und entschlossen gehandelt, um den drohenden Staatsbankrott abzuwenden.

Island ist wie kein anderes Land von der Finanzkrise betroffen. Durch die Verstaatlichung von Banken und mit Hilfe ausländischer Darlehen versucht die Regierung die drohende Staatspleite zu verhindern.

Die Banken spekulierten mit Summen, die die Wirtschaftsleistung des 320.000 Einwohner zählenden Staates um ein Vielfaches überstiegen. Der Internationale Währungsfonds und andere Länder hatten vor wenigen Tagen ein Rettungspaket über zehn Milliarden Dollar beschlossen.

© Reuters/AP/hai/ihe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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