KarstadtQuelle:Middelhoff setzt auf harten Restrukturierungskurs

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Ein weiterer Einbruch im Versandhandel zwingt den Konzern zur Senkung der Umsatz- und Gewinnprognose. Im Rahmen eines Sofortprogramms sollen Quelle und Neckermann zu GmbHs zusammengestutzt werden.

Beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen werde die Prognose von bisher mehr als 500 Millionen Euro auf mehr als 350 Millionen Euro zurückgenommen, teilte das Unternehmen mit. Die Aktie wurde zunächst vom Handel ausgesetzt.

Thomas Middelhoff erläutert auf einer Pressekonferenz sein Sofortprogramm. (Foto: Foto: dpa)

Das Unternehmen kündigte ein umfangreiches Maßnahmenpaket an, um im Versandhandel das Restrukturierungstempo zu erhöhen. Die Probleme dort seien größer als angenommen.

"Hier sind über Jahre hinweg Anpassungsmaßnahmen unterlassen worden, die jetzt schnell und konsequent umgesetzt werden müssen", sagte der neue Vorstandschef Thomas Middelhoff.

Neunköpfiger Vorstand wird aufgelöst

Das Desinvestitionsprogramm soll umfangreicher als bisher geplant fortgesetzt werden und 1,1 Milliarden Euro deutlich überschreiten. Als Sofortmaßnahme zur Sanierung der Versandtöchter wird der neunköpfige Vorstand der Versandhandelssparte aufgelöst, kündigte Middelhoff an. Die Neckermann AG und die Quelle AG werden in Gesellschaften mit beschränkter Haftung umgewandelt.

Geschäftsführer der Neckermann GmbH wird Bernd Oppenrieder, bei der Quelle GmbH werden es Michael Badke und Konzernvorstand Harald Pinger. Mit der Arbeitnehmerseite soll über ein Programm zur Zukunftssicherung verhandelt werden. Die Verhandlungen sollen bis September abgeschlossen sein.

Nur noch auf Rang sechs der Handelsriesen

KarstadtQuelle bezeichnet sich selbst als Europas größten Warenhaus- und Versandhandelskonzern. Damit sollten führende Positionen in diesen Geschäftsfeldern hervorgehoben werden.

Durch kräftiges Wachstum anderer Konzerne rutschte KarstadtQuelle aber in den vergangenen Jahren in der Rangliste der Handelsriesen ab. Nach einer Auflistung der Handelsforscher von TradeDimensions ist KarstadtQuelle gemessen am Umsatz nur der sechstgrößte Handelskonzern innerhalb Deutschlands nach Branchenprimus METRO, REWE, Edeka/AVA (ohne Spar/Netto), Aldi und der Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland).

Herber Umsatzeinbruch

KarstadtQuelle verbuchte 2004 einen Umsatzrückgang um 6,8 Prozent auf 13,4 Milliarden Euro. Der Konzern fuhr bei hohen Umbaukosten einen Verlust von gut 1,6 Milliarden Euro ein. Ende 2004 hatte der Konzern inklusive abzugebender Geschäftsbereiche 92 500 Mitarbeiter.

Über die Hälfte des Umsatzes wurde im Versandhandel eingenommen. Der stationäre Einzelhandel, zu dem Warenhäuser und Fachmarktketten gehören, stand für gut 42 Prozent der Erlöse. Der Rest des Umsatzes entfiel auf Dienstleistungen und Immobilien.

Auch in den ersten drei Monaten dieses Jahres verbuchte der Konzern erneut einen Rückgang. Der Umsatz ging um 8,4 Prozent auf unter drei Milliarden Euro zurück. Vor Steuern fiel ein Verlust von rund 154 Millionen Euro an. Die Zahlen für das erste Halbjahr will das Unternehmen am 3. August vorlegen.

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