Karstadt-Krise:Kommunen warnen vor "Tod der Stadtzentren"

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Der Städtebund befürchtet eine Verödung der Innenstädte, sollten viele Karstadt-Häuser geschlossen werden. Besonders die aus Sicht des Konzerns unrentablen Filialen mit weniger als 8000 Quadratmetern seien für Städte mittlerer Größe von erheblicher Bedeutung.

Die Kommunen befürchten eine weitere Verödung der Innenstädte durch die drohende Schließung von Karstadt-Kaufhäusern.

"In mittelgroßen Städten kann das durchaus den Tod für die Stadtzentren bedeuten", sagte Helmut Dedy, Wirtschaftsexperte vom Deutschen Städte- und Gemeindebund.

Schon jetzt liege nur noch gut ein Drittel der Einzelhandelsflächen in den Innenstädten und zwei Drittel auf der grünen Wiese vor den Stadttoren.

Sollten tatsächlich viele Karstadt-Häuser schließen, würde sich dieses Verhältnis weiter verschlechtern. "Das wäre eine Katastrophe."

"Karstadt hat da eine Standortverantwortung", sagte Dedy, der auch stellvertretender Hauptgeschäftsführer des kommunalen Spitzenverbandes ist.

Der Konzern sei dazu aufgefordert, mit den betroffenen Städten zu sprechen und gemeinsam Konzepte für eine weitere Nutzung zu erarbeiten.

Die Kauf- und Warenhäuser in den Innenstädten hätten meistens eine nicht zu unterschätzende Magnetwirkung auf die Verbraucher.

"Wenn die wegfällt, hätte das auch negative Auswirkungen auf die benachbarten Einzelhandelsgeschäfte, da die Standorte dann unattraktiver würden", warnte Dedy.

Aus Karstadt-Sicht seien Verkaufsflächen von unter 8000 Quadratmeter sicherlich klein, für Städte mittlerer Größe haben sie aber eine erhebliche Bedeutung.

Der krisengeschüttelte Handelsriese KarstadtQuelle will sein Netz von 181 Kaufhäusern halbieren. Insbesondere kleineren, unrentablen Häusern droht die Schließung oder der Verkauf.

"In kleineren Gemeinden kann ein Karstadt-Kaufhaus durchaus zwischen 30 bis 40 Prozent der gesamten Einzelhandelsfläche ausmachen", sagte Dedy.

Negative Auswirkungen könne die drohende Schließung von Kaufhäusern auch auf die Infrastruktur, die Kaufkraft und damit auf das Steueraufkommen haben.

"Bussysteme sind beispielsweise auf eine bestimmte Kundenzahl ausgerichtet. Wenn die wegfällt, ändert sich die gesamte Konzeption", sagte Dedy.

Betriebsrat erwartet Lösung für KarstadtQuelle bis Ende Oktober

Im Konflikt zwischen Unternehmensleitung und Arbeitnehmervertretern um die Sanierung des KarstadtQuelle-Konzerns soll bis Ende Oktober eine Lösung gefunden werden.

"Wir sind gesprächsbereit. Bis jetzt hat das Unternehmen aber noch kein Angebot auf den Tisch gelegt", sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende der Karstadt Warenhaus AG und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende, Wolfgang Pokriefke. Der Beginn der Verhandlungen sei für den kommenden Montag vereinbart.

Der Betriebsrat forderte eine Überprüfung möglicher Schließungspläne insbesondere für die kleinen Warenhäuser. "Ich sehe dieses Horror-Szenario nicht so", sagte er. Viele der von den Plänen der Unternehmensleitung betroffenen 77 Warenhäuser schrieben sogar schwarze Zahlen. Pokriefke warf den "Analysten der Banken" vor, diese Häuser erst zum Problem gemacht zu haben.

Die Arbeitnehmer seien durchaus bereit, dem Unternehmen bei der anstehenden Sanierung einen "Kredit" einzuräumen, sagte er. Dafür müsse es jedoch auch Gegenleistungen geben. Statt Beschäftigte zu entlassen, sei es sinnvoller, mehr Personal im Verkauf einzusetzen.

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