Kampf um Schering:Warum Bayer bald nach Berlin ziehen könnte

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Schering steht unter Druck: Konkurrent Merck will das Berliner Unternehmen kaufen. Nun eilt Bayer zu Hilfe - und überbietet Merck deutlich.

Der Chemiekonzern Bayer hat im Poker um eine Übernahme des Berliner Pharmakonzerns Schering ein Angebot von 86 Euro in bar pro Schering-Aktie vorgelegt.

Das entspreche einem Transaktionswert in Höhe von 16,3 Milliarden Euro, teilte das Unternehmen in Leverkusen mit. Der Schering-Vorstand habe die Annahme des Angebots empfohlen.

Als Zentrale des künftig mehr als neun Milliarden Euro umfassenden Pharmageschäftes sei der bisherige Schering-Stammsitz in Berlin vorgesehen. Schering begrüßte das Übernahmeangebot.

6000 Stellen in Gefahr

Die Darmstädter Merck KGaA wollte Schering für 77 Euro pro Aktie oder 14,6 Milliarden Euro übernehmen.

Am Donnerstagnachmittag hatte die Schering-Aktie auf über 85 Euro zugelegt, am Freitag notierte sie gegen Mittag gar bei 88 Euro.

Nach Angaben von Bayer liegt das Angebot um 39 Prozent über dem Kurs der Schering-Aktie vor Bekanntwerden des Übernahmeangebotes von Merck und um zwölf Prozent über dem konkurrierenden Angebot.

"Die Übernahme von Schering passt ausgezeichnet in unsere strategische Zielrichtung, das Gesundheitsgeschäft vor allem im Bereich der Pharma-Spezialprodukte weiter zu stärken und damit unseren Teilkonzern Bayer HealthCare als Hauptwachstumsmotor des Konzerns substanziell auszubauen", erklärte Bayer-Vorstandschef Werner Wenning.

Bayer erwartet von einem Zusammenschluss seines Pharmageschäftes mit Schering Synergieeffekte von etwa 700 Millionen Euro jährlich vom dritten Jahr nach Abschluss der Transaktion an.

Demgegenüber stünden einmalige Restrukturierungskosten in Höhe von etwa einer Milliarde Euro.

Bayer rechnet mit dem Wegfall von bis zu 6000 Stellen. Diese Größenordnung ergebe sich als Erfahrungswert, sagte Bayer-Chef Werner Wenning am Freitag bei einer Analystenkonferenz.

Das Synergiepotenzial liege bei etwa zehn Prozent der in diesem Segment beschäftigten Mitarbeiter.

Der Bayer-Konzern soll sich laut der in der Vergangenheit bereits mehrfach mit dem Kauf von Schering beschäftigt haben.

Besonders nachdem die Leverkusener 2001 durch den Rückzug des Blutfettsenkers Lipobay in die Krise gerieten, soll Bayer eine Schering-Übernahme genau geprüft, die Pläne dann allerdings wieder verworfen haben.

Ein Grund dafür sei der Widerstand des Schering-Managements gewesen.

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