Kampf mit allen Mitteln:Gezänk um alte Wälzer

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Die Mediantis AG macht Gewinn - trotzdem soll der Buchhändler in Liquidation gehen, weil es Konkurrent Burda so will.

Von Hannah Wilhelm

Die Aktionäre der Mediantis AG könnten sich freuen: Die Firma befindet sich zwar seit Ende 2001 in der Liquidation, schreibt aber seitdem wieder schwarze Zahlen. Und so beschloss die jüngste Hauptversammlung, die Liquidation zurückzunehmen. Doch ein Aktionär freute sich nicht, sondern klagt gegen den Beschluss.

Geschäfte mit alten Bücher - ein schönes, inzwischen aber auch sehr hartes Geschäft. (Foto: Foto: dpa)

Zehn Aktien für eine Klage

Verwunderlich ist dies nur auf den ersten Blick. Denn es geht wohl um mehr als die zehn Aktien des Klagenden. Schließlich handelt es sich dabei um die Burda Digital Ventures GmbH, die an dem größten Konkurrenten von Mediantis (ehemals buecher.de) beteiligt ist und durchaus ein Interesse an der Insolvenz des Wettbewerbers hätte.

Es geht um den deutschen Markt der antiquarischen Literatur im Internet. Ein kleines Segment verglichen mit dem gesamten Online-Buchmarkt, aber ein ertragreiches. Ein Anbieter in Deutschland ist die Mediantis-Tochter Zentrales Verzeichnis Antiquarischer Bücher (ZVAB). Rund 4000 Publikationen am Tag werden nach eigenen Angaben über das Portal www.zvab.com verkauft.

Deutsche immer noch ein Büchervolk

Größter Konkurrent ist der kanadische Anbieter Abebooks. Weltweit ist Abebooks mit täglich rund 15000 bis 20000 verkauften Büchern Marktführer. Doch in Deutschland hat das ZVAB bislang die Nase vorn. "Deutschland ist ein schöner Markt. Die Deutschen sind ein Büchervolk. Unter den teilnehmenden Unternehmen herrscht hier ein reger Wettbewerb", sagt eine Sprecherin von Abebooks.

Und genau dieser Wettbewerb scheint sich nun zuzuspitzen. Nachdem Mediantis 2001 die Liquidation beschlossen hatte, wurde nach einem Käufer für das ZVAB gesucht. "Der Konkurrent Abebooks zeigte sich interessiert, zu einem konkreten, verhandelbaren Angebot kam es jedoch nicht", erzählt Mediantis-Aufsichtsrat Richard von Rheinbaben.

Schwarze Zahlen freuen nicht jedermann

Da kein annehmbares Angebot einging und das ZVAB schwarze Zahlen schrieb, reifte bald die Idee, die Mediantis AG doch nicht zu schließen. Und so beschloss die Hauptversammlung Anfang 2004 die Rücknahme der Liquidation.

Dagegen stimmte nur die Burda Digital Ventures GmbH, die seit kurzem im Besitz von zehn Mediantis-Aktien war. Die GmbH ist eine 100-prozentige Tochter von Hubert Burda Media und am ZVAB-Konkurrenten Abebooks beteiligt. Die Beteiligung streitet das Unternehmen nicht ab, nur die Höhe seines Anteils möchte es nicht nennen.

Nun hat die Burda-Tochter Klage gegen die Beschlüsse der Hauptversammlung eingereicht. Zur Begründung heißt es in der Klageschrift, es werde bestritten, dass das ZVAB nicht zu wirtschaftlichen Konditionen hätte verkauft werden können, und dass das ZVAB gewinnbringend arbeitet.

Öffentlicher Mißbrauch von Aktionärsrechten?

Öffentlich möchte sich der Kläger nicht äußern. "Für uns ist das ein offensichtlicher Missbrauch von Aktionärsrechten. Endlich läuft es gut und nun werden unsere Bemühungen torpediert", sagt von Rheinbaben. Auch Christoph Öfele von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre sieht die Klage kritisch: Sie sei "auf jeden Fall nicht im Interesse der freien Aktionäre".

Mediantis ist jedoch erst einmal blockiert. "Wir hängen zwischen den Stühlen", sagt von Rheinbaben, "wir können natürlich nicht mit der Liquidation fortfahren, denn die Hauptversammlung hat mit großer Mehrheit die Rücknahme beschlossen. Wir können aber auch nicht die Geschäfte wieder aufnehmen, da die Klage uns blockiert." Am 6. Mai ist der erste Termin vor dem Münchner Landgericht. Von Rheinbaben: "Bis dahin können wir nichts tun als abwarten."

© SZ vom 17.3.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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